Dienstag, 13. Dezember 2016

Gedenken an die Gründungsväter der U-Bahn

Wer regelmäßig durch die Tunnel am Alexanderplatz hastet, dem sind sie bestimmt schon aufgefallen: drei bronzene Tafeln im Zwischengeschoss. Sie sind drei Männern gewidmet, die von großer Bedeutung für die Berliner U-Bahn waren.
Ab 1930 hingen zwei Gedenktafeln zu Ehren von Paul Wittig und Max Steinthal im U-Bahnhof Alexanderplatz. Paul Wittig war einer der Leiter und Mitbegründer der Berliner Hochbahngesellschaft und dementsprechend federführend bei der Entscheidung, Untergrundbahnen zu bauen. Steinthal hingegen arbeitete bei der Deutschen Bank. Heutzutage ist er eher durch seine umfangreiche Kunstsammlung bekannt, aber als es um die Finanzierung der Hochbahnen und Untergrundbahnen ging, unterstützte er die Hochbahngesellschaft als Aufsichtsratsvorsitzender. Zwei Jahre später starb Gustav Kemmann, dessen Leistungen in der grundlegenden wissenschaftlichen Ausarbeitung zum U-Bahnbau lagen. Neben praktischen Umsetzungsfragen schaffte er es jedoch auch, für das erste Betriebsjahr die genaue Fahrgastzahl zu berechnen. Damit hatte er sich eine Gedenktafel verdient, die posthum neben den anderen beiden angebracht wurde. Die Originaltafeln hielten jedoch nicht lange. Da Steinthal jüdischer Herkunft war, wurde seine unter der nationalsozialistischen Herrschaft entfernt. Die anderen beiden wurden dann während des Krieges eingeschmolzen und weiterverwertet. Anlässlich des 100. Betriebsjubiläums der U-Bahn beschloss die BVG, Repliken anzubringen, die den Originalen nachempfunden sind. So wirken die Tafeln auch ein wenig aus der Zeit gefallen, aber erinnern daran, was so manch Berliner Pendler diesen Männern zu verdanken hat …

Donnerstag, 8. Dezember 2016

Eine Brücke für einen Feldherren

Die Moltkebrücke verbindet das Regierungs- mit dem Parlamentsviertel und den Tiergarten mit Moabit. Aber schon der erste Blick auf diese mit Sandstein verkleidete Brücke und ihren vielen Details zeigt, dass es bei ihrer Erbauung nicht nur darum ging, mal schnell eine praktische Verbindung über die Spree hinweg zu schaffen.
Wie der Name es schon sagt, wurde diese Brücke dem preußischen Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke gewidmet, der mit seinem Leitspruch „Erst wägen, dann wagen“ auch heute noch manchen bekannt ist. Er konnte deren Fertigstellung nicht mehr lebend miterleben und die Brücke wurde 1891 mit seinem Leichenzug eingeweiht. Der gesamte Dekor der Brücke steht ganz in seinem Zeichen und in der Anerkennung seiner militärischen Leistungen. Die Brücke ist bewacht von Greifen, die das Wappen der Familie von Moltke, das von Preußen, von Berlin und von Parchim, dem Geburtsort von Moltkes tragen. Auf den Balustraden befinden sich Sockel mit Kindergruppen, die die Heldentugenden verkörpern.  Auf den Schlusssteinen der Brückenbögen befinden sich neben einer Skulptur von Moltkes Kopf noch weitere bekannte militärische Feldherren wie Athene, Cäsar oder Blücher. Selbst das kleinste Detail war von Künstlern und Architekten durchdacht. Wer will, kann die Brücke als Sinnbild eines militaristischen Preußens deuten. Ich betrachte sie eher als Bauwerk, das man plötzlich mit ganz anderen Augen sieht, wenn man sich erst einmal mit dessen Geschichte auseinandergesetzt hat. Aber die Eule, die für Moltkes Weisheit stehen soll, konnte ich nicht entdecken. Im Zweiten Weltkrieg und der Besetzung Berlins war die Moltkebrücke dann hart umkämpft und wurde anschließend nur behelfsmäßig repariert. Vollständig saniert und restauriert wurde sie dann in den 80er Jahren. Als Mahnung zu Frieden und Verständigung steht einer der zerstörten Originalgreife auf der einen Seite der Brücke.

Donnerstag, 1. Dezember 2016

Einmal um den Weißen See

Lust auf einen Herbst- oder mittlerweile eher Winterspaziergang mit streitenden Enten und Blätterrascheln? Dann lohnt sich ein Abstecher nach Weißensee.
Seit dem 13. Jahrhundert siedelten schon Menschen in der Nähe des Weißen Sees, ein Teil Berlins wurde er erst Anfang des 20. Jahrhunderts. Er gehört nun wahrlich nicht zu den größten, aber zu den tiefsten Seen Berlins. Der Weg um den See herum ist nur knapp anderthalb Kilometer lang, aber dafür gibt es eine schöne Aussicht und allerlei Bäumchen und Figuren am Wegesrand. Die Bäume sind teilweise über 150 Jahre alt und wer ab und an etwas genauer hinschaut, entdeckt Informationstafeln an den ältesten Bäumen. Neben einer Blumenuhr säumen zahlreiche kleine Blumengärten die Anlage um den See und auch einige Skulpturen wie die für die Trümmerfrauen oder die Widerstandskämpfer lassen sich entdecken. Für eine Kaffeepause eignen sich das Milchhäuschen oder das Strandbad, die auch jetzt außerhalb der Saison warme Getränke anbieten. 

Dienstag, 29. November 2016

Tauts Erbe und ein Schelm in der Buschallee

Weißensee ist jetzt nicht unbedingt der Bezirk, den ich mit beeindruckenden Sehenswürdigkeiten verbinde. Hier entscheidet das Auge des Betrachters eher über das Schöne und Sehenswerte. Wer aber offenen Auges die Buschallee entlanggeht, kann dennoch einiges entdecken.
Für Architekturbegeisterte sind wohl die wenig verschnörkelten und geradlinigen Bauten von Bruno Taut in der Buschallee einen näheren Blick wert. Denn er und seine vom ihm entworfenen Gebäude verkörpern eine wichtige Epoche der Berliner Architekturgeschichte, in der der soziale Wohnungsbau im Mittelpunkt stand. Freunde des Schalks und der Literatur hingegen können sich an der Eulenspiegel-Figur von Stephan Horota erfreuen. Warum sie hier 1975 aufgestellt wurde? Ich konnte es nicht rausfinden – vielleicht inspirierte eine in der Nähe liegende Schule zu der Figur … Aber dem Possenreißer wurde hier mit der Figur auf einer Stele ein Denkmal gesetzt. Eine ungepflegte, mit Graffiti überzogene Skulptur, zugegeben, aber immerhin. Die literarische Figur hat eigentlich wenig mit Berlin zu tun, nur zwei der vielen Streiche, von denen der Eulenspiegel berichtet, spielen in Berlin. Wer an die Stele tritt, sieht 12 einzelne Relieftafeln, die anscheinend wichtige Stationen von Till Eulenspiegel erzählen. Da lohnt es sich doch mal die Sammlung der Streiche und Episode rund um den Till aufzuschlagen und nachzulesen, welche auf den Tafeln abgebildet sind …

Dienstag, 22. November 2016

Der Hausvogteiplatz - erst gemieden, dann Modezentrum

Kaum vorzustellen, aber Berlin galt mal was in der Modewelt. Lange vor der Fashion Week im 19. Jahrhundert und vor allem in den Goldenen Zwanzigern verkörperte die Berliner Textilbranche auch international eine tragbare und bezahlbare Mode. Zentrum der Berliner Konfektionsindustrie war der Hausvogteiplatz.
Seinen Namen hat der Platz von der Hausvogtei, dem Untersuchungsgefängnis, das bis 1891 an der Nordseite des Platzes stand. Aber seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert siedelten sich rund um den Platz bedeutende Konfektionshäuser an. Die Ideen zu Mänteln, Hüten und anderen Kleidungsstücken waren hier zu Hause. Gefertigt wurden sie dann wiederum an anderen Orten, in Heimarbeit in Mietskasernen, von schwindsüchtigen Frauen – aber das ist eine andere Geschichte. Viele der damals international bekannten Modehäuser am Platz sind heute verschwunden. Das liegt vor allem daran, dass ein Großteil von jüdischen Unternehmern geführt wurde. Ab 1933 hatten diese nach nationalsozialistischer Vorstellung arisiert zu werden. Jüdische Eigentümer und Mitarbeiter wurden verfolgt, die Unternehmen arisiert und selbst das Wort Konfektion wurde 1936 für verboten erklärt. War die Berliner Konfektionsindustrie in Bestzeiten mal der zweitgrößte Industriezweig der Stadt, bedeuteten diese Arisierungen und Schließungen das Ende des Hausvogteiplatzes als Modezentrum.
 An diese Zeit und an die schleichende Enteignung und Verfolgung erinnert das „Denkzeichen Modezentrum Hausvogteiplatz“. Wer die Treppen vom U-Bahn-Ausgang zum Hausvogteiplatz hochsteigt, kann die auf den Stufen eingelassenen Namen der jüdischen Modehäuser leicht übersehen. Aber die drei mehr als zwei Meter hohen Spiegel sind dann doch recht auffällig. Sie bilden ein Dreieck und in ihrer Mitte befinden sich jeweils drei Gedenkplatten. Das Denkmal ist von Rainer Görß entworfen worden und erinnert an Ankleidespiegel. Wer vor den Spiegeln steht oder dazwischen schlüpft, kann den gesamten Hausvogteiplatz überblicken. Von den Hochzeiten des Platzes als Modezentrum ist nach Umbau und etlichen Sanierungen jedoch nur noch das Haus zur Berolina mit der Hausnummer 12 erhalten geblieben.  

Donnerstag, 17. November 2016

Auf einen Spaziergang durch den Wildpark Schorfheide

In Brandenburg soll es wieder Wölfe geben … Wer die und andere einheimische Tiere wie Otter, Wildschweine und Rehe auf dem letzten Waldspaziergang nicht entdecken konnte, kann sie sich im Wildpark Schorfheide in natürlicher Umgebung ganz in Ruhe anschauen.
Gut, natürlich ist vielleicht übertrieben, immerhin sind die Tiergehege eingezäunt. Aber die Gehege sind riesig und mitten in der natürlichen Landschaft angelegt, sodass die Tiere fast wie in freier Wildbahn leben. Für den Besucher bedeuten die großen Gehege aber auch, dass ein Fernglas und etwas Geduld nicht schaden können. Neben einheimischen Wildtieren und solchen, die es früher mal gab wie das Przewalski-Pferd oder der Wisent gibt es auch vom Aussterben bedrohte Haustierrassen zu entdecken. Rinder mit langen Wimpern und Wollschweine, die so knuffig aussehen mit ihren Zotteln. An jedem Gehege lässt sich irgendwo eine Informationstafel entdecken, aber wer das Angenehme mit dem Lehrreichen verbinden will, kommt am besten früh. Denn um 11 Uhr gibt es die Schaufütterung bei den Luchsen und um 11. 30 die bei den Ottern. Die Otter lassen sich auch ohne Fütterung entdecken. Das Luchsgehege allerdings besteht vor allem aus Wald und wer die Katzen nicht verpassen will, bekommt sie wohl nur mit Glück zu sehen oder eben bei der Fütterung. Die Wölfe sind tagsüber fast nicht zu sehen. Wer einen Hundehalter sieht, der zum Gehege geht, sollte sich an diesen ranhängen, denn dann kommen sie, um die Lage zu klären. Ansonsten gibt es noch die Wolfsvollmondnächte, für die man sich anmelden muss. Bei diesen gibt es eine Schaufütterung der Wölfe, aber eben erst abends. Insgesamt gestaltet sich der Besuch vor allem als längerer Spaziergang mit reichlich entspannten Tieren am Wegesrand. Der Eintritt kostet für Erwachsene moderate 7 Euro und wer sich ein oder zwei Snacks eingepackt hat, kann hier schon einige Stunden verbringen.

Dienstag, 15. November 2016

Meeresgott und vier deutsche Ströme auf dem Großfürstenplatz

Im Tiergarten könnte man problemlos Stunden mit der Besichtigung von Denkmälern verbringen, das ein oder andere Kaninchen beobachten oder beim Spaziergang einfach das Herbstlaub rascheln lassen. Ein guter Startpunkt für einen Spaziergang ist der älteste Brunnen des Tiergartens auf dem Großfürstenplatz.
Wenn man es genau nimmt, ist es nicht mehr der älteste Brunnen, sondern vielmehr eine Kopie desselben. Das Original entwarf Josef von Kopf 1888, die Kopie, die 1987 das Original ersetzte, stammt von Harald Haacke. Die Figur des Tritons, der einen Fisch in den Händen hält, ist so klassisch für einen Brunnen, dass die dahinter stehenden Figuren viel spannender sind.
Die vier Figuren sind ein Ensemble verschiedener Künstler, das den Namen „Die vier deutschen Ströme“ trägt. Ursprünglich sollten die Allegorien von deutschen Flüssen auf einer Brücke in der Nähe des Alexanderplatzes stehen. Aber die Brücke wurde abgerissen und so fanden die Figuren ihren Platz auf dem Großfürstenplatz. Die Sandsteinplastiken entstanden von 1860 bis 1870, zu einer Zeit also, wo Deutschland gebietstechnisch etwas anders als heute aussah. Daher ist einer der deutschen vier Ströme auch die Weichsel. Die anderen Figuren verkörpern die Elbe, den Rhein und die Oder. Um den jeweiligen Fluss zu erkennen, braucht es dann ein wenig Kenntnis der Landschaften an den Flüssen. Die Oder, die Weichsel und der Rhein sind leicht zu identifizieren. Ihnen zugeordnet sind ein Bergmann, eine Ährenleserin und die Weinlese. Aber wie ist die Elbe von Alexander Calandrelli zu deuten? Sie wird von Merkur personifiziert. Dem Gott des Handels und der Nachricht. Neben ihm steht ein Knabe mit seiner Börse in der Hand. Aber was hat der sitzende Mann in der Hand?

Dienstag, 8. November 2016

Ein Denkmal der Hoffnung und Verzweiflung am Bahnhof Friedrichstraße

Am Südausgang des Bahnhofs Friedrichstraße steht das Denkmal „Züge in das Leben – Züge in den Tod“ und erinnert an eine Rettungsaktion, die Tausende Kinder vor dem Tod bewahrte.
Wer nicht gerade gestresst auf dem Weg zur nächsten Bahn ist, dem fallen die Kinderfiguren in der Nähe des Eingangs in den Blick. Die Plastik erinnert an die Kindertransporte mit denen Minderjährige, die nach nationalsozialistischer Vorstellung jüdisch waren, in England Obdach fanden. Die Pogromnacht am 9. November machte nicht nur vielen jüdischen und christlichen Gemeinden deutlich, dass jüdische Kinder in Deutschland nicht mehr sicher waren. Verschiedene Länder lockerten die Einreisebestimmungen und so konnten 10.000 jüdische Kinder gerettet werden. In Erinnerung an diese Kindertransporte stehen auch Denkmale in London und Danzig.
Die Plastik von Frank Meisler, selbst eines der geretteten Kinder, ist zweigeteilt. Denn es erinnert sowohl an die Rettungsaktion als auch an das, was mit den anderen geschah … Diese Zweiteilung zeigt sich in zwei Kindergruppen, die sich den Rücken zuwenden und mit unterschiedlicher Patina überzogen sind. Während zwei Kinder in hellem Bronzeton einer mehr oder weniger sicheren Zukunft entgegenreisen, blicken die anderen fünf in grau gehaltenen zur Seite und stehen für die fast zwei Millionen Kinder, die in den Konzentrationslagern starben.
Standort und Ausführung des Denkmals waren und sind nicht unumstritten. So argumentierte die zuständige Senatsverwaltung, dass die Darstellung zu kitschig und undidaktisch sei. Zeitzeugen und Historiker hingegen bemängelten, dass die Transporte überwiegend vom Anhalter Bahnhof aus starteten. Um den Kritikern gerecht zu werden, sind gegenüber dem Denkmal Informationstafeln mit Erläuterungen angebracht. Kitschig mag die Skulptur sein, in der selbst in den Koffern Details herausgearbeitet sind. Aber mangelnde Didaktik würde ich dem Ensemble nicht unterstellen, denn im Gegensatz zu manch abstrakten Klötzen lässt sich klar erkennen, worum es geht. Dass der Ort trotz all der Hektik zum Erinnern einlädt, zeigen die frischen Blumen, die in den Händen oder zu Füßen der Figuren zu finden sind. 

Donnerstag, 3. November 2016

Zwei Kinder unterm Regenschirm

Es regnet, es regnet, die Erde wird nass … An der Danziger Straße macht das schlechte Wetter zwei Kindern nichts aus. Na gut, es sind ja auch keine echten Kinder, sondern Figuren eines Tröpfelbrunnens, der zwischen Bäumen und gelbem Herbstlaub leicht zu übersehen ist.


Es muss nicht immer eine meterhohe Fontäne oder ein spektakuläres Wasserspiel sein, um das Auge zu erfreuen. Kinder unterm Regenschirm, so wie der Brunnen auch offiziell heißt, reichen schon aus. Der Brunnen ist vom Künstler Stefan Horota und wurde 1974 aufgestellt. Angeblich hat er diesen Brunnen als Denkmal für die Kinder des Prenzlauer Bergs geschaffen. Ein Mädchen und ein kleiner Junge stehen unter einem Regenschirm und das vom Schirm herabtropfende Wasser fängt der Junge mit seinen Händen auf. Entspannt und gelassen trotzen sie dem ewig tröpfelnden Wasser. Nachgüsse des Brunnens stehen auch in Schwerin unter dem Namen „Schirmkinder“ und in Fürstenwalde – wobei dort wiederum vom in Berlin stehenden Nachguss gesprochen wird. Wo nun das Original steht und ob der Brunnen einen tieferen Sinn als Wohlgefallen beim Anschauen hat, kann wohl nur der Künstler beantworten … 

Dienstag, 1. November 2016

Früher Kirche, heute Heißer Draht - Die Memoria Urbana

Auf dem Bethlehemkirchplatz steht eine Ansammlung aus Metall, die aus der Ferne wie eine Kuppel und aus der Nähe wie ein Heißer Draht aussieht. Da aber nirgendwo Stangen mit Ösen rumliegen, ist es wohl eher nicht ein Spiel, sondern irgendetwas Bedeutsames.
Neben der Metallskulptur befindet sich auf dem Platz noch ein buntes, rundes Etwas. Das ist der Houseball von Claes Oldenburg, der zusammengeknüllte Habseligkeiten eines Flüchtlings darstellen soll. Beide Installationen erinnern an die Böhmische Bethlehemskirche, die auf diesem Platz stand. Sie wurde im 18. Jahrhundert für die böhmische Gemeinde erbaut. Zu der Zeit flüchteten zahlreiche Böhmen aufgrund von religiöser Verfolgung und siedelten sich in Berlin an. Daher galt die Kirche als Symbol der Toleranz und Einwanderung.  Während der Ball sich nicht ganz so leicht der Kirche zuordnen lässt, ist auf dem zweiten Blick die Metallinstallation als Rekonstruktion des Gebäudes zu erkennen. Sie ist ein Geschenk des Künstlers Juan Garaizabal. Seine Installationen in verschiedenen Städten thematisieren leere Räume in der Stadt. Angeblich soll die Memoria Urbana des Nachts sogar beleuchtet sein. Den Platz aber als leeren Raum im wortwörtlichen Sinne zu bezeichnen, erscheint mir dann aber übertrieben, den abgesehen vom Ball und den Metallpfeilern zeichnet auch ein Mosaik im Boden die Umrisse des Kirchengrundrisses nach. Gedenken und Erinnern im öffentlichen Raum sind wichtig, aber auf dem Bethlehemkirchplatz erscheint es mir etwas zu viel des Guten … 

Mittwoch, 21. September 2016

Kunst im Besselpark

Der Besselpark ist ein kleines Stückchen Grün zwischen Friedrichstraße und Besselstraße. Neben Bänken, Bäumen und ein paar Sträuchern steht hier auch eine Skulptur aus Stahl. Ein auseinandergenommener übergroßer Kompass? Ein Kunstwerk mit politischem Hintergrund? Nein, es ist ein Donut mit Kugeln …
Die Stahlkonstruktion Tilted Donut Wedge with two Balls ist ein Geschenk an die Stadt Berlin vom Künstler Fletcher Benton. Die Großskulptur wurde 2011 aufgestellt und verdeutlicht das, was den amerikanischen Neokonstruktivismus ausmacht: geometrische Grundformen in einer ausgewogenen Kombination. Zumindest erweckt diese Zusammenstellung aus Kreisen, Kugeln, Quadern und Zylindern durchaus den Eindruck von Balance und Leichtigkeit. Aber ist sie ansprechend? Das ist wohl eindeutig eine Geschmacksfrage. Was will sie uns sagen? Das weiß wohl nur der Künstler. Schade ist jedoch, dass direkt vor Ort keinerlei Informationen auf den Künstler oder über das Kunstwerk gegeben werden …

Donnerstag, 15. September 2016

Es war einmal: Ein Punker und ein preußischer Prinz

Wo Kohlfurter Straße und Admiralsstraße aufeinandertreffen, steht eine sieben Meter hohe Sanduhr aus Stein. Zwei Figuren stehen auf der Sanduhr Rücken an Rücken und schauen durch ein Fernrohr. Ein Denkmal für ein längst vergangenes Ereignis? Diesmal nicht. Das Ensemble nennt sich Doppelgängeradmiral und ist ein Kunstwerk der tschechischen Künstlerin Ludmila Seefried-Matejkova.
Manch einem Kreuzberger ist das Kunstwerk auch als Doppelter Admiral bekannt. Das erklärt sich durch die beiden Figuren auf der Sanduhr, die eigentlich eine Person sind: Prinz Heinrich Wilhelm Adalbert von Preußen. Als Admiral der Marine und Neffe des preußischen Königs sind die Admirals- und die Adalbertstraße nach ihm benannt. Während auf der Sanduhr die preußische Vergangenheit Berlins steht und in die Ferne schaut, sitzt unten die Gegenwart. Zumindest die von 1985, als das Kunstwerk aus Naturstein, Bronze und Eisen entstand. 
Am Fuß der Uhr sitzen zwei Figuren. Ein Punk und eine Mundharmonika spielende Figur. Ein Kunstwerk über den zeitlichen Wandel also, an dem aber das Verrinnen der Zeit auch nicht spurlos vorbeigegangen ist. Angeblich drehen sich die Admirale alle fünfzehn Minuten und sind mit ihren Fernrohren auf der Suche nach der früheren Admiralsstraße, die in den 70er Jahren verlagert wurde. Wer also mal in der Nähe ist, kann das ja überprüfen.

Donnerstag, 8. September 2016

Denkmal für Lebensretter in Kreuzberg

Letztens war ich auf dem Mariannenplatz. Üblicherweise bin ich hier nur zum Myfest, aber diesmal war der Platz frei von Buden und Menschen und mir ist zum ersten Mal der Brunnen aufgefallen.
Der Feuerwehrbrunnen ergänzt das Gedenkrelief auf der gegenüberliegenden Seite zu Ehren der im Dienst gestorbenen Feuerwehrleute. Im Gegensatz zum schlichten Relief widmet sich der Brunnen der Feuerwehr eher auf humoristische Weise. Der Künstler Kurt Mühlenhaupt hat die Skulpturen auf dem Brunnen entworfen und wollte mit diesen auch Kinder ansprechen. Auf dem Brunnen befinden sich drei Feuerwehrleute von denen zwei mit Schläuchen dastehen, während der andere als Kommandeur Anweisungen gibt. Die entspannte Darstellung lässt sich auch an den übergroßen Nasen erkennen, die der Künstler damit begründet hat, dass Feuerwehrleute gewissermaßen den Rauch vor allen anderen riechen müssen. 
Wer sich auf den Brunnenrand setzt und auf die andere Seite schaut, sieht dann auch das fast zwei Meter hohe Gedenkrelief aus Granit. In das Relief sind geschwungene Linien eingearbeitet, die Flammen darstellen. Vor dem Relief gibt es eine im Boden eingelassene Platte, die auf das Gedenken an die im Dienst gestorbenen Feuerwehrleute Berlins hinweist. Da Berlin die älteste Berufsfeuerwehr Deutschlands hat, waren diese beiden Bauten nicht die ersten Denkmäler. Ursprünglich entstand schon 1902 ein Denkmal mit Brunnen für die Feuerwehr. Pompös und monumental mit einem Sarkophag, Säulen und aus Marmor. Es wurde allerdings im Zweiten Weltkrieg beschädigt und in den 50ern abgerissen. Für mich scheint das kein großer Verlust zu sein, denn der heutige Springbrunnen und das elegante, bescheidene Gedenkrelief übernehmen die Funktion des Erinnerns an die Leistungen und Opfer der Feuerwehr auch so ganz gut.

Dienstag, 30. August 2016

Wo Orient und Okzident in Berlin aufeinandertreffen

Das Engelbecken entstand im 19. Jahrhundert nach den Plänen des berühmten Gartenarchitekten Lenné. Es sollte der Mittelpunkt einer Anlage werden, zu dem auch der Luisenstädtische Kanal gehörte. Von diesem ist nur noch der Verlauf zu sehen und auch die Anlage unterlag einigen Wandlungen, doch seit dem Ende der 90er Jahre haben sich Stadt und engagierte Anwohner viel Mühe gegeben, das Engelbecken und die anliegenden Grünflächen zu neuem Glanz zu verhelfen.
Die Zweckmäßigkeit des Luisenstädtischen Kanals war schon zu Bauzeiten umstritten. Als er dann 1926 zugeschüttet wurde, entstand im ehemaligen Wasserverlauf eine Grünanlage. Herzstück dieser Anlage ist das Engelsbecken, benannt nach dem Erzengel Michael, der von der Sankt-Michael-Kirche direkt auf das Wasserbassin schaut. Es ist nicht beeindruckend groß, nicht sonderlich tief, aber dennoch ein kleines Idyll im Herzen der Stadt. Nach dem Krieg wurde das Becken mit dem Schutt der Kriegstrümmer gefüllt. Als dann die Mauer entstand, folgte eine Planierung und das Becken blieb bis zur Wende Teil des Todesstreifens. 
Nach der Wende erfolgte Schritt für Schritt eine Wiederbelebung des Areals. Heute gibt es um das Becken herum bepflanzte Säulengänge, schattige Plätze mit Bänken und Ruhezonen. Wer von der St-Michaels-Kirche kommt und das Becken umrundet, stößt auf den Rosengarten. Der Weg führt dann weiter zum Indischen Brunnen. Der ursprüngliche Brunnen entstand nach der Idee des Berliner Gartenbaudirektors Erwin Barth in den 20er Jahren und wurde Gerüchten nach Anfang des Zweiten Weltkrieges eingeschmolzen. In den 90er Jahren wurde er restauriert und heute schauen eine meditierende Figur und ein Erzengel aus verschiedenen Richtungen auf das Becken. 
Der Brunnen ist detailliert gearbeitet, jeder einzelne Wasser speiende Löwenkopf und jede meditierende Figur ist klar erkennbar. Die Figur zeigt dem Betrachter offen die Hand. Das ist eine Mudra, also Handstellung, die im Buddhismus aber auch Hinduismus ein Symbol der Freundschaft und Ermutigung darstellt. Hinter dem Brunnen führt der Pfad weiter, allerdings hat für mich die Ermutigung nicht ausgereicht, denn je weiter man sich vom Engelsbecken entfernt, je ungepflegter wirkt die Anlage. Vielleicht ist hier das Geld ausgegangen, vielleicht findet sich keiner mehr zur Pflege …
  

Donnerstag, 25. August 2016

Laut Fontane die schönste Kirche Berlins: Die St. Michael Kirche

Schinkel und Backstein sind in Berlins historischen Gebäuden fast überall präsent. An der Sankt-Michael-Kirche in Mitte hat Schinkel nun wirklich nicht mehr mitgewirkt, aber sie entstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts nach den Vorgaben seines Schülers August Sollers. 
Vom Aufbau her wird sie dem Rundbogenstil zugeordnet und nach Wunsch des Auftraggebers Friedrich Wilhelm IV. ähnelt sie einer venezianischen Kirche. Was sie aber in Berlin einzigartig macht, ist ihr Zustand. Denn erst von der Seite entdeckt man, dass diese katholische Kirche eine Ruine ist. Der Mittelteil der Kirche ist den Zerstörungen des 2. Weltkrieges zum Opfer gefallen. Dass die Kirche nicht vollständig wiederaufgebaut wurde, beruht nicht wie bei der Gedächtniskirche auf eine bewusste Entscheidung. Vielmehr mangelte und mangelt es noch immer an Geld. 
Seit den 70er Jahren steht sie unter Denkmalschutz und ist trotz ihrer Unvollständigkeit einen Blick wert. Folgt man dem Blick des auf der Kirche thronenden Engels Michael gelangt man zum Engelbecken und dem Luisenstädtischen Kanal. Ob die Kirche wirklich die schönste Berlins ist, wie es Fontane angeblich in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg geschrieben hat, wage ich nicht einzuschätzen, aber einen näheren Blick ist sie allemal wert.

Dienstag, 19. Juli 2016

Biotop am Thälmann-Denkmal

Wenn man an der Greifswalder Straße am Ernst-Thälmann-Denkmal vorbeikommt, sieht alles etwas verkommen und ungepflegt aus, aber gleich neben dem Riesenklotz zu Ehren des KPD-Vorsitzenden liegt ein kleines Juwel für Amphibien.
Das Ernst-Thälmann-Denkmal ist wohl das markanteste Symbol für den Ernst-Thälmann-Park. Der Park wurde 2014 als Ganzes unter Denkmalschutz gestellt. Denn das gesamte Areal, das sich von der Greifswalder Straße bis zur Prenzlauer Allee zieht, verdeutlicht, was in der DDR unter einer sozialistischen Mustersiedlung verstanden wurde: eine Kombination aus Wohn- und Erholungsgebiet. Die riesige Bronzeskulptur Thälmanns hat inzwischen, 30 Jahre nach ihrem Aufbau reichlich an Glanz eingebüßt. Nach der Wende stand zur Diskussion, sie abzureißen, letztendlich wurden jedoch nur Schrifttafeln mit Parteipropaganda entfernt. Zumal Ernst Thälmann in der DDR zwar glorifiziert wurde, aber mit den ideologischen Wucherungen des SED-Regimes nichts am Hut hatte, da er 1944 im KZ Buchenwald ermordet wurde. Das bewahrt die 14 Meter hohe Skulptur dennoch nicht davor, trotz regelmäßiger Reinigung immer voller Graffitis zu sein. Wer sich von der Figur aus nach rechts wendet, findet dann eine kleine Oase im sonst so ungepflegt wirkenden Park: den Kiezteich. Er wird von Anwohnern gepflegt, denn der Bezirk hat es zwar geschafft, Geld für eine unnütze Brücke auszugeben, kann aber leider keine regelmäßigen Gelder für das Wasser des Teiches aufbringen. Da das Grundwasser in dem Areal nicht ganz sauber sein soll, wird der Teich von einer Anwohnerinitiative mit neuem Wasser versorgt. Die Pflege und der Einsatz zeigen Wirkung. Denn die kleine Wasseransammlung hat sich zu einem Amphibienschutzgebiet entwickelt, mit Schildkröten, verschiedenen Eidechsen und dem parkeigenen Reiher. Wer mal in der Nähe ist oder Interesse für allerlei Wassergetier hat, kann sich auf den Bänken niederlassen und das Gewusel am Teich beobachten. 

Mittwoch, 22. Juni 2016

Nicht nur für Regentage - Deutsches Technikmuseum Berlin

Technik ist jetzt nicht unbedingt ein Thema, das mich vom Sofa hochholt. Aber dem Technikmuseum muss ich zugestehen, dass es mich beeindruckt hat. Es ist riesig, deckt so ziemlichen jeden Zweig der Technik ab, den ich mir vorstellen kann und hat mit dem Spectrum einen riesigen lehrreichen Spielplatz für kleine und große Kinder.
Das Beste kommt zuerst: Das Spectrum bietet 150 Experimentierstationen, an denen man allerlei ausprobieren und entdecken kann. Auf vier Etagen verteilen sich verschiedene Themen der Physik, von Optik bis hin zu Akustik. Der einzige Kritikpunkt ist darin begründet, dass sich das Angebot vor allem an Kinder richtet. Diese sind natürlich meist in Begleitung und bekommen sämtliche Phänomene erklärt, während mir als physikalisch eher unbedarfte Person einfach oft genauere Erklärungen fehlten. Macht aber nix, ich hatte dennoch viel Spaß. Wer alles ausprobiert, kann im Spectrum schon einige Stunden verbringen. Im Erdgeschoss kommen dann noch zwei verschiedene Ausstellungen zum Thema Automobil und Internet hinzu. Hier mein Tipp für diejenigen, die sich nicht unbedingt für die Entwicklung der verschiedenen Fahrzeuge interessieren: Öffnet die roten Kisten…
Der Eintritt von acht Euro gilt aber nicht nur für das Spectrum, sondern auch für das Technikmuseum, den Lokomotivschuppen und dem Museumspark. Zumindest das Technikmuseum im alten Gebäude, im Neubau und den Schuppen haben wir geschafft, bevor uns Füße und Kopf brannten. Das Technikmuseum an sich ist weniger spielerisch aufgebaut. Beim ersten Besuch ist es zudem recht unübersichtlich, ein Rundgang für Neulinge könnte wirklich nicht schaden. Wie auch immer landeten wir plötzlich auf der alten Pferdetreppe – mein persönliches Highlight. Die Ausstellungen im ursprünglichen Gebäude wirken eher etwas altbacken, vollgestopft mit Ausstellungsstücken zu den verschiedensten Produktionstechniken ohne weiterführende Informationen.
Der Neubau hat sich vor allem der Luft- und Schifffahrt verschrieben. Ein spezielles Augenmerk richtet sich dabei auf die deutschen Kampfflieger in den Weltkriegen und auf die Berliner Luftbrücke. Naja ganz nett und wohl besonders sehenswert für Interessierte. Hier gibt es sogar einen Flugsimulator und die Terrasse mit einem Rosinenbomber. In dem nisten mittlerweile Vögel. Die Aussicht von der Terrasse ist super, aber nur für Leute ohne Höhenangst geeignet, da man durch die Gitter den Boden sehen kann.
Im Schuppen stehen dann allerlei Lokomotiven, viele davon noch im Originalzustand. Insgesamt sind es an die vierzig Schienenfahrzeuge in Originalgröße. Gerade die alten Passagierwagen mit ihren luxuriösen Abteilen wecken bei mir Bilder vom Orientexpress. Beeindruckend ist der kleine Tunnel, in dem man sich eine Lokomotive auch mal von unten angucken kann. Im Museumspark warten dann noch eine Windmühle, eine Wassermühle, eine Schmiede und eine Brauerei. Auf dem Gelände des ehemaligen Anhalter Güterbahnhofs lässt sich also problemlos ein ganzer Tag verbringen und es gibt auch immer wieder Neues zu entdecken, was auch weniger Technikinteressierte begeistert.

Dienstag, 7. Juni 2016

Ein Heine-Denkmal reicht nicht

Heinrich Heine gehört zum Kanon deutscher Dichter. Fast jedes Schulkind kennt seine Loreley. Mit seinen Berliner Briefen veränderte er das Genre der Reiseliteratur, und dass er in Berlin für drei Jahre studierte, sollte dann auch Grund genug sein, ihm ein Denkmal zu setzen. Aber Berlin kann mehr: Denn hier gibt es zwei identische Heine-Denkmäler.
Am Volkspark am Weinbergsweg in der Veteranenstraße steht das Heinrich-Heine-Denkmal. Es ist eine Bronzefigur, die auf die Entwürfe von Waldemar Grzimek zurückgeht. Ursprünglich sollte das Denkmal an prominenter Stelle stehen, aber der leger sitzende und gestikulierende Heine gefiel den damaligen DDR-Kulturpolitikern nicht. Erst verschwand er und letztendlich landete die Figur 1958 am heutigen Standort. Der sitzende Heine steht dabei auf einem Sockel, der mit einem Relief mit verschiedenen Szenen verziert ist. Wem die Veteranenstraße nicht liegt, der kann auch das gleiche Denkmal am Platz der Märzrevolution auf der Ostseite der Humboldtuni betrachten, schließlich hat Heine hier auch studiert. 1997 wurde nämlich beschlossen, dass Heine wirklich einen prominenteren Platz verdient hätte. Aber Anwohner und Bezirkspolitiker bestanden auf ihr Denkmal am Park und so wurde ein Abguss von den Originalformstücken gemacht und vor der Humboldtuni platziert. 

Mittwoch, 1. Juni 2016

Ausflug in den Britzer Garten

Tief im Süden Berlins liegt der Britzer Garten. Wer aus Berlins Mitte kommt, bezahlt mehr für die Anfahrt als für den Eintritt. Der Park ist ein ehemaliges Bundesgartenschaugelände und mit einer Fläche von 90 Hektar lässt sich dort schon einiges an Zeit vertrödeln.
Das Gelände ist riesig und bietet einiges für Freunde der Botanik. Für Blumenfreunde und alle, die Gefallen an einem ausgiebigen Spaziergang haben, ist der Park auf jeden Fall sehenswert. Ein geradezu idyllischer Ruhepol in der Mitte des Parks ist die Seenlandschaft. Dort befindet sich auch das Café am See, das ein Beispiel für Erdarchitektur ist. Es wirkt auf dem ersten Blick wie ein riesiger Hügel und hat eine Schale aus Erde. Wer sich dann mit einem Stück Kuchen gestärkt hat, kann sich auch viel besser über die fetten Karpfen lustig machen, die im See herumschwimmen. Kinder haben bestimmt Spaß an den vielen Spielplätzen, die sich in regelmäßigen Abständen finden. Fast jeden Monat gibt es eine besondere Blumenschau. Wir hatten wohl einfach Pech, denn die Zauberblüte im Rhododendronhain war nicht wirklich spektakulär. Rhododendronblüten halt, und die paar Büsche sind für mich persönlich auch kein größeres Highlight als die im Garten meiner Oma.
Wahrscheinlich lohnt es sich mehr, zur Tulpenschau oder zur Rosenblüte vorbeizuschauen. Im Internet finden sich wahre Lobgesänge auf diese Schauen. Tatsächlich ist der Rosengarten selbst ohne Blüte einen Blick wert, denn er ist exakt geometrisch angelegt und mit kleinen Figuren und Brunnen versehen. Sehenswert ist auch der Hexengarten, der allerlei Kräuter und Heilpflanzen präsentiert. Er ist nicht nur schön angelegt, sondern auch mit kleinen Schildern versehen, die Informationen über die Pflanzen und ihren Nutzen geben. In der Nähe liegt der Kalenderplatz, auf dem 24 Pfähle und ein Mast in der Mitte des Platzes die größte Sonnenuhr Europas bilden. Viele vermeintliche Highlights lassen sich leicht übersehen, denn die Ausschilderung ist für Erstbesucher teilweise unverständlich. Schön wäre ein einfacher Rundgang oder zumindest ein mitnehmbarer Lageplan. Alles ist sehr gepflegt und ruhig. Für Lauffaule gibt es eine Schmalspurbahn, die in Schritttempo ihre Runden durch den Park zieht. Mit einem Euro je Station ist man dabei. Wer ein Liebhaber von Gartenkunst und Blumen ist, kann mit dem Besuch nichts falsch machen. Für mich wird es bei diesem Besuch bleiben, denn auch wenn der Eintritt nur drei Euro kostet, ist die Anfahrt mit den Öffentlichen einfach zu langwierig und umständlich. 

Dienstag, 24. Mai 2016

Stahl und viel Sonne im Blankenstein-Park

An der Storkower Straße zwischen einem riesigen Kaufland und dem bei Fahrradfahrern beliebten Stadler liegt der Blankenstein-Park. Die Grünfläche ist mit Birken bepflanzt, von Hunden bevölkert, bietet wenig Schatten und wäre nichts Besonderes, stände da nicht eine Stahlkonstruktion, die an den früheren Verwendungszweck des Areals erinnert.
Das Areal des Blankenstein-Parks und das umliegende Wohn- und Gewerbegebiet waren ursprünglich der Städtische Zentrale Vieh- und Schlachthof. 1881 wurde das Areal erbaut, um der wachsenden Berliner Bevölkerung unter modernsten hygienischen Bedingungen Fleisch zur Verfügung zu stellen. Im Zweiten Weltkrieg wurde ein Großteil der Gebäude zerstört. Die Verbliebenen wurden teilweise zweckentfremdet und ab den 90er Jahren lag das Gelände brach. Dann begann ab den 2000er Jahren die Wiederbelebung: Es entstanden Wohngebiete und der erwähnte Hermann-Blankenstein-Park. Die Stahlkonstruktion ist das Stützgerüst der ehemaligen Hammelauktionshalle und auch die ehemalige Rinderauktionshalle ist noch erhalten: Darin befindet sich Stadler. Die Bezeichnung des Parks ist eine Verbeugung vor dem Stadtrat Hermann Blankenstein, der als Berliner Stadtbaurat für den Bau und die Anlage des Schlachthofes verantwortlich war. Der Park und die umliegenden Gebäude zeigen, wie brachliegende Gelände neu genutzt werden können. Alles ist besser als ein Schlachthof, aber das ganze Areal wirkt etwas verloren und unfertig. Die Neubauten erwecken nicht unbedingt den Eindruck, als ob die Architekten versucht hätten, die Häuser der Umgebung anzupassen und auch der Park braucht wohl noch einige Jährchen, um abseits der Stahlkonstruktion etwas Reizvolles zu bieten.