Mittwoch, 29. März 2017

Die Marzahner Mühle

Wer die Landsberger immer weiter stadtauswärts fährt, erwartet eigentlich nur noch Plattenbauten und irgendwann dann Brandenburger Land. Doch inmitten der riesigen Wohnparks gibt es einen Hügel samt Mühle, an der sich ab und an die Flügel drehen. Also mal kurz aussteigen und angucken …
Die Bockwindmühle Marzahn ist eine Nachbildung. Sie erinnert an die früheren Mühlen, die es tatsächlich mal in Marzahn gab. Zu einer Zeit als Marzahn noch ein Dorf war. Heute dient sie als Vorführmühle und wer will kann hier sogar heiraten. Bei Führungen erläutern Müller und vielleicht auch Gesellen wie eine Mühle funktioniert. Wer danach mag, kann das hier produzierte Mehl oder das daraus hergestellte Brot im Mühlenladen kaufen. Vor der Mühle und am Fuße des Hofes befinden sich Tiergehege. Sie gehören zum Tierhof, der sich der Rettung bedrohter Haustierarten verschrieben hat. Reichlich Schnattervieh gibt es zu sehen und pelzige Zottelwesen, die meiner Meinung nach wie Alpakas aussehen. Aber das kann ja gar nicht sein, denn das sind ja in Deutschland keine bedrohten Haustiere. Neben den Gehegen gibt es einen Bereich mit alten landwirtschaftlichen Geräten. Gerüchte besagen, dass es hier regelmäßig Veranstaltungen gibt, die Kindern und Erwachsenen die Geschichte des bäuerlichen Marzahns näherbringen sollen. Mühle und Gehege befinden sich direkt in der Nähe des historischen Marzahns. Also wer schon so weit gekommen ist, kann sich auch gleich den ursprünglichen Dorfkern ansehen. Der steht unter Denkmalschutz und wer den Blick fest auf das Kopfsteinpflaster oder die neogotische Dorfkirche richtet und die Hochhäuser am Horizont ausblendet, wähnt sich wirklich in einem Dorf. Wer also mal auf dem Weg zu den Gärten der Welt ist, kann hier ruhig einen kleinen Zwischenstopp einlegen und eine Spur Marzahner Geschichte entdecken.


Mittwoch, 8. März 2017

Zerbrochene Steine in Spandau

Wer in Berlins Mitte wohnt, für den gilt Spandau als Bezirk ganz weit draußen mit Wasser und dörflichen Charme. Neben Klein Venedig und der Zitadelle gibt es aber selbst dort noch einiges mehr zu entdecken. Beim Spaziergang an der Havel erinnern zwei Steine und eine Mauer an die Spandauer jüdischer Herkunft.
An der Sternbergpromenade entstand 1989 das Mahnmal Lindenufer. Ins Auge fallen zuerst die zwei weißen und schwarzen Steine. Sie erinnern an die Spandauer Synagoge, die in der Pogromnacht wie viele jüdische Einrichtungen in Brand gesteckt wurde. Durch beide Steine geht ein Riss, der für die Zerstörung steht. Abseits der Promenade und ein paar Meter vom Denkmal entfernt, steht dann auch eine Informationsstele, die mehr erläutert. Abgesehen von den auffälligen Steinen umzieht das Denkmal seit 2012 eine kleine Ziegelmauer. Hier lohnt es sich, näherzutreten, denn die einzelnen Steine tragen 115 Namen. Die Steine stehen für wirkliche Personen, die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft deportiert wurden, und machen aus der großen anonymen Masse der Opfer real existierende Personen. Was mich immer fasziniert, ist, wie durchdacht viele Mahnmale sind. So setzt sich die Platte, auf der die beiden Steine stehen, aus zwölf einzelnen Einheiten zusammen und symbolisiert die zwölf Jahre der NS-Herrschaft. Das Denkmal entstand nach den Entwürfen der verstorbenen Architektin Ruth  Golan-Zareh, die auch die Synagoge in der Rykestraße sanierte. Mit Religion hatte sie angeblich wenig am Hut, meiner Meinung nach verstand sie es aber sehr gut, Dingen Symbolkraft einzuhauchen. Neben dem Mahnmal ist die Sternbergpromenade mit dem Blick auf den Juliusturm und der naheliegenden Altstadt aber auch ein netter Fleck für einen kleinen Spaziergang.