Dienstag, 8. November 2016

Ein Denkmal der Hoffnung und Verzweiflung am Bahnhof Friedrichstraße

Am Südausgang des Bahnhofs Friedrichstraße steht das Denkmal „Züge in das Leben – Züge in den Tod“ und erinnert an eine Rettungsaktion, die Tausende Kinder vor dem Tod bewahrte.
Wer nicht gerade gestresst auf dem Weg zur nächsten Bahn ist, dem fallen die Kinderfiguren in der Nähe des Eingangs in den Blick. Die Plastik erinnert an die Kindertransporte mit denen Minderjährige, die nach nationalsozialistischer Vorstellung jüdisch waren, in England Obdach fanden. Die Pogromnacht am 9. November machte nicht nur vielen jüdischen und christlichen Gemeinden deutlich, dass jüdische Kinder in Deutschland nicht mehr sicher waren. Verschiedene Länder lockerten die Einreisebestimmungen und so konnten 10.000 jüdische Kinder gerettet werden. In Erinnerung an diese Kindertransporte stehen auch Denkmale in London und Danzig.
Die Plastik von Frank Meisler, selbst eines der geretteten Kinder, ist zweigeteilt. Denn es erinnert sowohl an die Rettungsaktion als auch an das, was mit den anderen geschah … Diese Zweiteilung zeigt sich in zwei Kindergruppen, die sich den Rücken zuwenden und mit unterschiedlicher Patina überzogen sind. Während zwei Kinder in hellem Bronzeton einer mehr oder weniger sicheren Zukunft entgegenreisen, blicken die anderen fünf in grau gehaltenen zur Seite und stehen für die fast zwei Millionen Kinder, die in den Konzentrationslagern starben.
Standort und Ausführung des Denkmals waren und sind nicht unumstritten. So argumentierte die zuständige Senatsverwaltung, dass die Darstellung zu kitschig und undidaktisch sei. Zeitzeugen und Historiker hingegen bemängelten, dass die Transporte überwiegend vom Anhalter Bahnhof aus starteten. Um den Kritikern gerecht zu werden, sind gegenüber dem Denkmal Informationstafeln mit Erläuterungen angebracht. Kitschig mag die Skulptur sein, in der selbst in den Koffern Details herausgearbeitet sind. Aber mangelnde Didaktik würde ich dem Ensemble nicht unterstellen, denn im Gegensatz zu manch abstrakten Klötzen lässt sich klar erkennen, worum es geht. Dass der Ort trotz all der Hektik zum Erinnern einlädt, zeigen die frischen Blumen, die in den Händen oder zu Füßen der Figuren zu finden sind. 

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