Dienstag, 1. November 2016

Früher Kirche, heute Heißer Draht - Die Memoria Urbana

Auf dem Bethlehemkirchplatz steht eine Ansammlung aus Metall, die aus der Ferne wie eine Kuppel und aus der Nähe wie ein Heißer Draht aussieht. Da aber nirgendwo Stangen mit Ösen rumliegen, ist es wohl eher nicht ein Spiel, sondern irgendetwas Bedeutsames.
Neben der Metallskulptur befindet sich auf dem Platz noch ein buntes, rundes Etwas. Das ist der Houseball von Claes Oldenburg, der zusammengeknüllte Habseligkeiten eines Flüchtlings darstellen soll. Beide Installationen erinnern an die Böhmische Bethlehemskirche, die auf diesem Platz stand. Sie wurde im 18. Jahrhundert für die böhmische Gemeinde erbaut. Zu der Zeit flüchteten zahlreiche Böhmen aufgrund von religiöser Verfolgung und siedelten sich in Berlin an. Daher galt die Kirche als Symbol der Toleranz und Einwanderung.  Während der Ball sich nicht ganz so leicht der Kirche zuordnen lässt, ist auf dem zweiten Blick die Metallinstallation als Rekonstruktion des Gebäudes zu erkennen. Sie ist ein Geschenk des Künstlers Juan Garaizabal. Seine Installationen in verschiedenen Städten thematisieren leere Räume in der Stadt. Angeblich soll die Memoria Urbana des Nachts sogar beleuchtet sein. Den Platz aber als leeren Raum im wortwörtlichen Sinne zu bezeichnen, erscheint mir dann aber übertrieben, den abgesehen vom Ball und den Metallpfeilern zeichnet auch ein Mosaik im Boden die Umrisse des Kirchengrundrisses nach. Gedenken und Erinnern im öffentlichen Raum sind wichtig, aber auf dem Bethlehemkirchplatz erscheint es mir etwas zu viel des Guten … 

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