Donnerstag, 28. Januar 2016

Wünsch dir was auf der Gertraudenbrücke

Die Gertraudenbrücke am Spittelmarkt ist nicht unbedingt ein Hotspot für Berlintouristen. Dabei gibt es dort einen drei Meter hohen Glücksbringer: Die Bronzeplastik der Heiligen Gertraude.
Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert steht die Figur der Heiligen Gertraude oder auch Gertrud genannt auf der Brücke. Die Gertraudenbrücke hat ihren Namen von einem im 15. Jahrhundert gegründeten Gertraudenhospital, das sich in der Nähe befand. Da ist es nur naheliegend gewesen, auf dieser Brücke eine Statue der Schutzpatronin der Wanderer und Armenspitäler zu positionieren. Die Heilige reicht einem Reisenden ein Getränk und die Inschrift erinnert daran, dass sie den Armen im Land eine Hand reiche. Die Figur überstand den Zweiten Weltkrieg unbeschadet im Märkischen Museum und steht seit den 50ern wieder an ihrem Platz. Ein echter Hingucker sind die Ratten und Mäuse um den Sockel der Figur herum. Sie sind sehr fein gearbeitet und genau in Augenhöhe. Da die heilige Gertraude auch als Schutzpatronin der Saat gilt, fliehen die felligen Nager von der Figur weg und symbolisieren so ihren Schutz der Ernte. Eine der Mäuse ist golden blank poliert. Das ist kein Kunstgriff des Bildhauers Rudolf Siemerings, sondern darin begründet, dass es Glück bringen soll, wenn man den Kopf der Maus berührt. Andere Legenden besagen, dass das Berühren der Maus dazu führt, dass einem das Geld nicht ausgeht oder dass einem ein Wunsch erfüllt wird. Also für alle, die keine Angst vor Grippe und Co haben, auf geht’s zum Mäuserubbeln …

Dienstag, 19. Januar 2016

Schein und Sein - Das Axel Springer Haus

Zentrum der deutschen Zeitungsgeschichte war Berlin nie. Hamburg oder andere Städte hatten da weitaus fleißigere Leser und Verleger. Aber auch in Berlin wurde allerhand Wichtiges publiziert. Als Berliner Zeitungsviertel schon seit den Anfängen des Zeitungswesens gilt der Bereich um die heutige Rudi-Dutschke-Straße. Dort steht, schwer zu übersehen, auch das Axel Springer Haus, Heimstatt der Bild- und Welt-Redaktionen.
Das Gebäude wurde 1966 nur einen Steinwurf von der Mauer entfernt eröffnet. Mit einer Höhe von 78 Metern war es bis zum Bau des Fernsehturms das höchste Gebäude in Berlin Mitte. Heute ist es nur eines der vielen anderen Hochhäuser … Zwei Skulpturen um das Haus herum erinnern an die deutsche Einheit: der „Balanceakt“ von Stephan Balkenhol und die „Väter der Einheit“ vom Künstler Serge Mangin. Der Balanceakt an der Axel-Springer-Straße zeigt einen Mann auf einer Mauer balancierend. Anlässlich des 50. Jahrestags der Grundsteinlegung des Hochhauses soll die Skulptur an das Eintreten Axel Springers für die Deutsche Einheit und die Nähe des Baus zur Mauer erinnern … Um diese Figur herum stehen elf originale Mauerstücke. Die „Väter der Einheit“ befinden sich an der Rudi-Dutschke-Seite und zeigen die Köpfe von Kohl, Bush und Gorbatschow, gewissermaßen als wesentliche Akteure der Wiedervereinigung. Fast unauffällig hingegen sind die roten Pflastersteinreihen auf der Rudi-Dutschke-Straße. Sie zeichnen den Grundriss der Jerusalemkirche nach, die im Zweiten Weltkrieg zerstört und für den Bau des Hochhauses endgültig abgerissen wurde. Man kann zu den Produkten des Axel Springer Verlages sagen, was man will, aber zumindest gibt es auf dem Gelände rund um das Hochhaus einiges zu entdecken. 

Mittwoch, 13. Januar 2016

Endlich mal wieder ein Shoefiti entdeckt

Schuhe in den Bäumen, über Kabel oder Ampeln, vor ein paar Jahren kam man in Berlin an fast keiner Straßenkreuzung vorbei, ohne hängende Schuhe zu entdecken. Das Ganze ist auch unter dem Namen Shoefiti bekannt. Gewissermaßen als Kreuzung zwischen Graffiti und Shoe/Schuh. Mittlerweile sind sie selten geworden.
Kunstform oder Trend, das ist wohl Ansichtssache. Auf jeden Fall sind Shoefitis ein Hingucker und ich werde in nächster Zeit einmal mehr die Augen offen halten, um weitere zu entdecken. Schuhe an den Schnürsenkeln zusammenzubinden und über Äste oder Ähnliches zu werfen, damit sie dort vermodern, ist eines der urbanen Phänomene, das wie so viele aus dem Ausland kam. Woher genau ist umstritten. Die Schotten behaupten, das Ganze ist aus einer alten Tradition erwachsen, nach der Männer nach ihrer Entjungferung Schuhe in ihr Fenster hängten. In den USA hingegen gibt es seit den 90ern Schuhbäume als Wunschbäume und die Behauptung, dass Gangs mit hängenden Schuhen ihr Revier markieren. Was die Schuhe nun wirklich bedeuten, wissen wohl nur die, die sie hochgeworfen haben … 

Mittwoch, 6. Januar 2016

Berliner Stadtgeschichte in der Nikolaikirche

Die Nikolaikirche, 1230 erbaut, ist die älteste Kirche Berlins. Aber schon seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wird sie nicht mehr als Kirche genutzt. Nachdem sie im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört und in den 80er Jahren wiederhergestellt wurde, ist sie heute ein Museum.
Der Eintritt ist mit 5 Euro durchaus vertretbar, zumal der Audioguide inklusive ist. Wer nur einmal die Kirche von innen sehen will, dem sei gesagt, dass sie von außen beeindruckender ist. Die Ausstellung zieht sich durch die gesamte Kirche und beschäftigt sich mit der Geschichte des Nikolaiviertels und der Geschichte der Nikolaikirche. Wer sich für alles interessiert und jeden Hinweis liest, kann hier schon zwei oder drei Stunden verbringen. 
Als kleines Spielkind hatte ich besonders Gefallen an den Multimedia-Stationen, an denen man sich die Informationen raussuchen konnte, die einem interessierten. Dann gab es noch einige Schubladen zum Aufziehen und Entdecken. Neben der Orgel gibt es eine Möglichkeit sich hinzusetzen und über Kopfhörer Kostproben zu hören. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die Nikolaikirche zu den Museen gehört, die nun wirklich nicht überlaufen ist. Bei unserem Besuch hatte ich sogar den Eindruck, dass es mehr Personal als Besucher gab. Wer Gefallen am Nikolaiviertel gefunden hat, sollte auf jeden Fall vorbeischauen, denn im Museum gibt es weitere Details und Anekdoten zum Viertel.

Montag, 4. Januar 2016

Der historische Kern Berlins - das Nikolaiviertel

Wer einen Eindruck von Alt-Berlin bekommen will, dem empfehle ich einen Spaziergang durch das Nikolaiviertel. Zugegeben, die Gebäude sind alle rekonstruiert und nicht mehr im Originalzustand, aber die Atmosphäre ist doch ganz anders und letztendlich liegen die Ursprünge Berlins im Nikolaiviertel.
Mit seinen kleinen Gassen und Geschäften ist das Viertel allemal einen Abstecher wert. Zumal es recht übersichtlich ist, und so selbst Lauffaule nicht an ihre Grenzen stoßen. Direkt am Alex ist es leicht zu erreichen und dennoch ist es trotz der Spandauer auf der einen und der viel befahrenen Grunerstraße auf der anderen Seite im Viertel ruhig, geradezu beschaulich. Die Straßen sind gepflastert und erhöhen so den historischen Charme. An jeder Ecke stehen Skulpturen oder kleine Tafeln, die den Lesern etwas über die Geschichte Berlins erzählen. Hier ballen sich verschiedene Museen und Sehenswürdigkeiten wie die Figur des Heiligen Georgs oder der Gründungsbrunnen. Das Viertel an sich, mit der Nikolaikirche im Zentrum, ist die älteste Wohngegend Berlins. Allerdings wurde es im Zweiten Weltkrieg fast restlos zerstört, so dass alles, was heute zu sehen ist, dem Originalzustand nachempfunden wurde. Da das Viertel so klein ist, lassen sich problemlos in einer halben Stunde alle Straßen und Gassen ablaufen. 
Hier befindet sich auch die kürzeste Gasse Berlins, die Eiergasse. Sie hat gerade mal die Länge eines Hauses und ist hinter der Nikolaikirche beim Restaurant „Zum Paddenwirt“ zu finden. In jeder Straße finden sich Restaurants und kleine Geschäfte mit meist individueller Ausrichtung, wer sich also für Antiquariate, Handwerkskunst, Boutiquen oder Standuhren begeistern kann und zudem nicht auf sein Budget achten muss, wird hier glücklich. Für eine Runde lohnt es sich, erst um das Nikolaiviertel außen herumzugehen, nicht gleich in die Poststraße einzubiegen, sondern weiter zur Spree zu laufen. Da kann man dann in angemessener Weise das neue Schloss bewundern und abbiegen, um den Heiligen Georg im Kampf mit dem Drachen zu sehen. Wer jetzt in das Innere vordringt, kommt vorbei am Zillemuseum und stößt auf das Zentrum des Viertels, die Kirche und den Gründungsbrunnen. Ein wahrhaft pompöser Brunnen mit Wappen und dem in Berlin überall anzutreffenden Bären. Der Brunnen entstand erst in den 80er Jahren zur 750-Jahr-Feier Berlins. Wer sich für die Geschichte Berlins interessiert, könnte jetzt einen Abstecher in die Kirche machen. Für alle, die mehr an kulinarischen Erfahrungen interessiert sind, stehen die vielen Restaurants und Cafés (da kann ich das Tigertörtchen aus persönlicher Erfahrung empfehlen) bereit, um eine Pause zu machen oder Touristen zu beobachten (eine meiner Lieblingsbeschäftigungen).