Donnerstag, 8. Dezember 2016

Eine Brücke für einen Feldherren

Die Moltkebrücke verbindet das Regierungs- mit dem Parlamentsviertel und den Tiergarten mit Moabit. Aber schon der erste Blick auf diese mit Sandstein verkleidete Brücke und ihren vielen Details zeigt, dass es bei ihrer Erbauung nicht nur darum ging, mal schnell eine praktische Verbindung über die Spree hinweg zu schaffen.
Wie der Name es schon sagt, wurde diese Brücke dem preußischen Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke gewidmet, der mit seinem Leitspruch „Erst wägen, dann wagen“ auch heute noch manchen bekannt ist. Er konnte deren Fertigstellung nicht mehr lebend miterleben und die Brücke wurde 1891 mit seinem Leichenzug eingeweiht. Der gesamte Dekor der Brücke steht ganz in seinem Zeichen und in der Anerkennung seiner militärischen Leistungen. Die Brücke ist bewacht von Greifen, die das Wappen der Familie von Moltke, das von Preußen, von Berlin und von Parchim, dem Geburtsort von Moltkes tragen. Auf den Balustraden befinden sich Sockel mit Kindergruppen, die die Heldentugenden verkörpern.  Auf den Schlusssteinen der Brückenbögen befinden sich neben einer Skulptur von Moltkes Kopf noch weitere bekannte militärische Feldherren wie Athene, Cäsar oder Blücher. Selbst das kleinste Detail war von Künstlern und Architekten durchdacht. Wer will, kann die Brücke als Sinnbild eines militaristischen Preußens deuten. Ich betrachte sie eher als Bauwerk, das man plötzlich mit ganz anderen Augen sieht, wenn man sich erst einmal mit dessen Geschichte auseinandergesetzt hat. Aber die Eule, die für Moltkes Weisheit stehen soll, konnte ich nicht entdecken. Im Zweiten Weltkrieg und der Besetzung Berlins war die Moltkebrücke dann hart umkämpft und wurde anschließend nur behelfsmäßig repariert. Vollständig saniert und restauriert wurde sie dann in den 80er Jahren. Als Mahnung zu Frieden und Verständigung steht einer der zerstörten Originalgreife auf der einen Seite der Brücke.

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