Mittwoch, 21. September 2016

Kunst im Besselpark

Der Besselpark ist ein kleines Stückchen Grün zwischen Friedrichstraße und Besselstraße. Neben Bänken, Bäumen und ein paar Sträuchern steht hier auch eine Skulptur aus Stahl. Ein auseinandergenommener übergroßer Kompass? Ein Kunstwerk mit politischem Hintergrund? Nein, es ist ein Donut mit Kugeln …
Die Stahlkonstruktion Tilted Donut Wedge with two Balls ist ein Geschenk an die Stadt Berlin vom Künstler Fletcher Benton. Die Großskulptur wurde 2011 aufgestellt und verdeutlicht das, was den amerikanischen Neokonstruktivismus ausmacht: geometrische Grundformen in einer ausgewogenen Kombination. Zumindest erweckt diese Zusammenstellung aus Kreisen, Kugeln, Quadern und Zylindern durchaus den Eindruck von Balance und Leichtigkeit. Aber ist sie ansprechend? Das ist wohl eindeutig eine Geschmacksfrage. Was will sie uns sagen? Das weiß wohl nur der Künstler. Schade ist jedoch, dass direkt vor Ort keinerlei Informationen auf den Künstler oder über das Kunstwerk gegeben werden …

Donnerstag, 15. September 2016

Es war einmal: Ein Punker und ein preußischer Prinz

Wo Kohlfurter Straße und Admiralsstraße aufeinandertreffen, steht eine sieben Meter hohe Sanduhr aus Stein. Zwei Figuren stehen auf der Sanduhr Rücken an Rücken und schauen durch ein Fernrohr. Ein Denkmal für ein längst vergangenes Ereignis? Diesmal nicht. Das Ensemble nennt sich Doppelgängeradmiral und ist ein Kunstwerk der tschechischen Künstlerin Ludmila Seefried-Matejkova.
Manch einem Kreuzberger ist das Kunstwerk auch als Doppelter Admiral bekannt. Das erklärt sich durch die beiden Figuren auf der Sanduhr, die eigentlich eine Person sind: Prinz Heinrich Wilhelm Adalbert von Preußen. Als Admiral der Marine und Neffe des preußischen Königs sind die Admirals- und die Adalbertstraße nach ihm benannt. Während auf der Sanduhr die preußische Vergangenheit Berlins steht und in die Ferne schaut, sitzt unten die Gegenwart. Zumindest die von 1985, als das Kunstwerk aus Naturstein, Bronze und Eisen entstand. 
Am Fuß der Uhr sitzen zwei Figuren. Ein Punk und eine Mundharmonika spielende Figur. Ein Kunstwerk über den zeitlichen Wandel also, an dem aber das Verrinnen der Zeit auch nicht spurlos vorbeigegangen ist. Angeblich drehen sich die Admirale alle fünfzehn Minuten und sind mit ihren Fernrohren auf der Suche nach der früheren Admiralsstraße, die in den 70er Jahren verlagert wurde. Wer also mal in der Nähe ist, kann das ja überprüfen.

Donnerstag, 8. September 2016

Denkmal für Lebensretter in Kreuzberg

Letztens war ich auf dem Mariannenplatz. Üblicherweise bin ich hier nur zum Myfest, aber diesmal war der Platz frei von Buden und Menschen und mir ist zum ersten Mal der Brunnen aufgefallen.
Der Feuerwehrbrunnen ergänzt das Gedenkrelief auf der gegenüberliegenden Seite zu Ehren der im Dienst gestorbenen Feuerwehrleute. Im Gegensatz zum schlichten Relief widmet sich der Brunnen der Feuerwehr eher auf humoristische Weise. Der Künstler Kurt Mühlenhaupt hat die Skulpturen auf dem Brunnen entworfen und wollte mit diesen auch Kinder ansprechen. Auf dem Brunnen befinden sich drei Feuerwehrleute von denen zwei mit Schläuchen dastehen, während der andere als Kommandeur Anweisungen gibt. Die entspannte Darstellung lässt sich auch an den übergroßen Nasen erkennen, die der Künstler damit begründet hat, dass Feuerwehrleute gewissermaßen den Rauch vor allen anderen riechen müssen. 
Wer sich auf den Brunnenrand setzt und auf die andere Seite schaut, sieht dann auch das fast zwei Meter hohe Gedenkrelief aus Granit. In das Relief sind geschwungene Linien eingearbeitet, die Flammen darstellen. Vor dem Relief gibt es eine im Boden eingelassene Platte, die auf das Gedenken an die im Dienst gestorbenen Feuerwehrleute Berlins hinweist. Da Berlin die älteste Berufsfeuerwehr Deutschlands hat, waren diese beiden Bauten nicht die ersten Denkmäler. Ursprünglich entstand schon 1902 ein Denkmal mit Brunnen für die Feuerwehr. Pompös und monumental mit einem Sarkophag, Säulen und aus Marmor. Es wurde allerdings im Zweiten Weltkrieg beschädigt und in den 50ern abgerissen. Für mich scheint das kein großer Verlust zu sein, denn der heutige Springbrunnen und das elegante, bescheidene Gedenkrelief übernehmen die Funktion des Erinnerns an die Leistungen und Opfer der Feuerwehr auch so ganz gut.

Dienstag, 30. August 2016

Wo Orient und Okzident in Berlin aufeinandertreffen

Das Engelbecken entstand im 19. Jahrhundert nach den Plänen des berühmten Gartenarchitekten Lenné. Es sollte der Mittelpunkt einer Anlage werden, zu dem auch der Luisenstädtische Kanal gehörte. Von diesem ist nur noch der Verlauf zu sehen und auch die Anlage unterlag einigen Wandlungen, doch seit dem Ende der 90er Jahre haben sich Stadt und engagierte Anwohner viel Mühe gegeben, das Engelbecken und die anliegenden Grünflächen zu neuem Glanz zu verhelfen.
Die Zweckmäßigkeit des Luisenstädtischen Kanals war schon zu Bauzeiten umstritten. Als er dann 1926 zugeschüttet wurde, entstand im ehemaligen Wasserverlauf eine Grünanlage. Herzstück dieser Anlage ist das Engelsbecken, benannt nach dem Erzengel Michael, der von der Sankt-Michael-Kirche direkt auf das Wasserbassin schaut. Es ist nicht beeindruckend groß, nicht sonderlich tief, aber dennoch ein kleines Idyll im Herzen der Stadt. Nach dem Krieg wurde das Becken mit dem Schutt der Kriegstrümmer gefüllt. Als dann die Mauer entstand, folgte eine Planierung und das Becken blieb bis zur Wende Teil des Todesstreifens. 
Nach der Wende erfolgte Schritt für Schritt eine Wiederbelebung des Areals. Heute gibt es um das Becken herum bepflanzte Säulengänge, schattige Plätze mit Bänken und Ruhezonen. Wer von der St-Michaels-Kirche kommt und das Becken umrundet, stößt auf den Rosengarten. Der Weg führt dann weiter zum Indischen Brunnen. Der ursprüngliche Brunnen entstand nach der Idee des Berliner Gartenbaudirektors Erwin Barth in den 20er Jahren und wurde Gerüchten nach Anfang des Zweiten Weltkrieges eingeschmolzen. In den 90er Jahren wurde er restauriert und heute schauen eine meditierende Figur und ein Erzengel aus verschiedenen Richtungen auf das Becken. 
Der Brunnen ist detailliert gearbeitet, jeder einzelne Wasser speiende Löwenkopf und jede meditierende Figur ist klar erkennbar. Die Figur zeigt dem Betrachter offen die Hand. Das ist eine Mudra, also Handstellung, die im Buddhismus aber auch Hinduismus ein Symbol der Freundschaft und Ermutigung darstellt. Hinter dem Brunnen führt der Pfad weiter, allerdings hat für mich die Ermutigung nicht ausgereicht, denn je weiter man sich vom Engelsbecken entfernt, je ungepflegter wirkt die Anlage. Vielleicht ist hier das Geld ausgegangen, vielleicht findet sich keiner mehr zur Pflege …
  

Donnerstag, 25. August 2016

Laut Fontane die schönste Kirche Berlins: Die St. Michael Kirche

Schinkel und Backstein sind in Berlins historischen Gebäuden fast überall präsent. An der Sankt-Michael-Kirche in Mitte hat Schinkel nun wirklich nicht mehr mitgewirkt, aber sie entstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts nach den Vorgaben seines Schülers August Sollers. 
Vom Aufbau her wird sie dem Rundbogenstil zugeordnet und nach Wunsch des Auftraggebers Friedrich Wilhelm IV. ähnelt sie einer venezianischen Kirche. Was sie aber in Berlin einzigartig macht, ist ihr Zustand. Denn erst von der Seite entdeckt man, dass diese katholische Kirche eine Ruine ist. Der Mittelteil der Kirche ist den Zerstörungen des 2. Weltkrieges zum Opfer gefallen. Dass die Kirche nicht vollständig wiederaufgebaut wurde, beruht nicht wie bei der Gedächtniskirche auf eine bewusste Entscheidung. Vielmehr mangelte und mangelt es noch immer an Geld. 
Seit den 70er Jahren steht sie unter Denkmalschutz und ist trotz ihrer Unvollständigkeit einen Blick wert. Folgt man dem Blick des auf der Kirche thronenden Engels Michael gelangt man zum Engelbecken und dem Luisenstädtischen Kanal. Ob die Kirche wirklich die schönste Berlins ist, wie es Fontane angeblich in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg geschrieben hat, wage ich nicht einzuschätzen, aber einen näheren Blick ist sie allemal wert.

Dienstag, 19. Juli 2016

Biotop am Thälmann-Denkmal

Wenn man an der Greifswalder Straße am Ernst-Thälmann-Denkmal vorbeikommt, sieht alles etwas verkommen und ungepflegt aus, aber gleich neben dem Riesenklotz zu Ehren des KPD-Vorsitzenden liegt ein kleines Juwel für Amphibien.
Das Ernst-Thälmann-Denkmal ist wohl das markanteste Symbol für den Ernst-Thälmann-Park. Der Park wurde 2014 als Ganzes unter Denkmalschutz gestellt. Denn das gesamte Areal, das sich von der Greifswalder Straße bis zur Prenzlauer Allee zieht, verdeutlicht, was in der DDR unter einer sozialistischen Mustersiedlung verstanden wurde: eine Kombination aus Wohn- und Erholungsgebiet. Die riesige Bronzeskulptur Thälmanns hat inzwischen, 30 Jahre nach ihrem Aufbau reichlich an Glanz eingebüßt. Nach der Wende stand zur Diskussion, sie abzureißen, letztendlich wurden jedoch nur Schrifttafeln mit Parteipropaganda entfernt. Zumal Ernst Thälmann in der DDR zwar glorifiziert wurde, aber mit den ideologischen Wucherungen des SED-Regimes nichts am Hut hatte, da er 1944 im KZ Buchenwald ermordet wurde. Das bewahrt die 14 Meter hohe Skulptur dennoch nicht davor, trotz regelmäßiger Reinigung immer voller Graffitis zu sein. Wer sich von der Figur aus nach rechts wendet, findet dann eine kleine Oase im sonst so ungepflegt wirkenden Park: den Kiezteich. Er wird von Anwohnern gepflegt, denn der Bezirk hat es zwar geschafft, Geld für eine unnütze Brücke auszugeben, kann aber leider keine regelmäßigen Gelder für das Wasser des Teiches aufbringen. Da das Grundwasser in dem Areal nicht ganz sauber sein soll, wird der Teich von einer Anwohnerinitiative mit neuem Wasser versorgt. Die Pflege und der Einsatz zeigen Wirkung. Denn die kleine Wasseransammlung hat sich zu einem Amphibienschutzgebiet entwickelt, mit Schildkröten, verschiedenen Eidechsen und dem parkeigenen Reiher. Wer mal in der Nähe ist oder Interesse für allerlei Wassergetier hat, kann sich auf den Bänken niederlassen und das Gewusel am Teich beobachten. 

Mittwoch, 22. Juni 2016

Nicht nur für Regentage - Deutsches Technikmuseum Berlin

Technik ist jetzt nicht unbedingt ein Thema, das mich vom Sofa hochholt. Aber dem Technikmuseum muss ich zugestehen, dass es mich beeindruckt hat. Es ist riesig, deckt so ziemlichen jeden Zweig der Technik ab, den ich mir vorstellen kann und hat mit dem Spectrum einen riesigen lehrreichen Spielplatz für kleine und große Kinder.
Das Beste kommt zuerst: Das Spectrum bietet 150 Experimentierstationen, an denen man allerlei ausprobieren und entdecken kann. Auf vier Etagen verteilen sich verschiedene Themen der Physik, von Optik bis hin zu Akustik. Der einzige Kritikpunkt ist darin begründet, dass sich das Angebot vor allem an Kinder richtet. Diese sind natürlich meist in Begleitung und bekommen sämtliche Phänomene erklärt, während mir als physikalisch eher unbedarfte Person einfach oft genauere Erklärungen fehlten. Macht aber nix, ich hatte dennoch viel Spaß. Wer alles ausprobiert, kann im Spectrum schon einige Stunden verbringen. Im Erdgeschoss kommen dann noch zwei verschiedene Ausstellungen zum Thema Automobil und Internet hinzu. Hier mein Tipp für diejenigen, die sich nicht unbedingt für die Entwicklung der verschiedenen Fahrzeuge interessieren: Öffnet die roten Kisten…
Der Eintritt von acht Euro gilt aber nicht nur für das Spectrum, sondern auch für das Technikmuseum, den Lokomotivschuppen und dem Museumspark. Zumindest das Technikmuseum im alten Gebäude, im Neubau und den Schuppen haben wir geschafft, bevor uns Füße und Kopf brannten. Das Technikmuseum an sich ist weniger spielerisch aufgebaut. Beim ersten Besuch ist es zudem recht unübersichtlich, ein Rundgang für Neulinge könnte wirklich nicht schaden. Wie auch immer landeten wir plötzlich auf der alten Pferdetreppe – mein persönliches Highlight. Die Ausstellungen im ursprünglichen Gebäude wirken eher etwas altbacken, vollgestopft mit Ausstellungsstücken zu den verschiedensten Produktionstechniken ohne weiterführende Informationen.
Der Neubau hat sich vor allem der Luft- und Schifffahrt verschrieben. Ein spezielles Augenmerk richtet sich dabei auf die deutschen Kampfflieger in den Weltkriegen und auf die Berliner Luftbrücke. Naja ganz nett und wohl besonders sehenswert für Interessierte. Hier gibt es sogar einen Flugsimulator und die Terrasse mit einem Rosinenbomber. In dem nisten mittlerweile Vögel. Die Aussicht von der Terrasse ist super, aber nur für Leute ohne Höhenangst geeignet, da man durch die Gitter den Boden sehen kann.
Im Schuppen stehen dann allerlei Lokomotiven, viele davon noch im Originalzustand. Insgesamt sind es an die vierzig Schienenfahrzeuge in Originalgröße. Gerade die alten Passagierwagen mit ihren luxuriösen Abteilen wecken bei mir Bilder vom Orientexpress. Beeindruckend ist der kleine Tunnel, in dem man sich eine Lokomotive auch mal von unten angucken kann. Im Museumspark warten dann noch eine Windmühle, eine Wassermühle, eine Schmiede und eine Brauerei. Auf dem Gelände des ehemaligen Anhalter Güterbahnhofs lässt sich also problemlos ein ganzer Tag verbringen und es gibt auch immer wieder Neues zu entdecken, was auch weniger Technikinteressierte begeistert.