Wer einen Eindruck von Alt-Berlin bekommen will, dem
empfehle ich einen Spaziergang durch das Nikolaiviertel. Zugegeben, die Gebäude
sind alle rekonstruiert und nicht mehr im Originalzustand, aber die Atmosphäre
ist doch ganz anders und letztendlich liegen die Ursprünge Berlins im
Nikolaiviertel.
Mit seinen kleinen Gassen und Geschäften ist das Viertel
allemal einen Abstecher wert. Zumal es recht übersichtlich ist, und so selbst
Lauffaule nicht an ihre Grenzen stoßen. Direkt am Alex ist es leicht zu erreichen
und dennoch ist es trotz der Spandauer auf der einen und der viel befahrenen
Grunerstraße auf der anderen Seite im Viertel ruhig, geradezu beschaulich. Die
Straßen sind gepflastert und erhöhen so den historischen Charme. An jeder Ecke
stehen Skulpturen oder kleine Tafeln, die den Lesern etwas über die Geschichte
Berlins erzählen. Hier ballen sich verschiedene Museen und Sehenswürdigkeiten
wie die Figur des Heiligen Georgs oder der Gründungsbrunnen. Das Viertel an
sich, mit der Nikolaikirche im Zentrum, ist die älteste Wohngegend Berlins.
Allerdings wurde es im Zweiten Weltkrieg fast restlos zerstört, so dass alles,
was heute zu sehen ist, dem Originalzustand nachempfunden wurde. Da das Viertel
so klein ist, lassen sich problemlos in einer halben Stunde alle Straßen und
Gassen ablaufen.
Hier befindet sich auch die kürzeste Gasse Berlins, die Eiergasse.
Sie hat gerade mal die Länge eines Hauses und ist hinter der Nikolaikirche beim
Restaurant „Zum Paddenwirt“ zu finden. In jeder Straße finden sich Restaurants
und kleine Geschäfte mit meist individueller Ausrichtung, wer sich also für
Antiquariate, Handwerkskunst, Boutiquen oder Standuhren begeistern kann und
zudem nicht auf sein Budget achten muss, wird hier glücklich. Für eine Runde
lohnt es sich, erst um das Nikolaiviertel außen herumzugehen, nicht gleich in
die Poststraße einzubiegen, sondern weiter zur Spree zu laufen. Da kann man
dann in angemessener Weise das neue Schloss bewundern und abbiegen, um den
Heiligen Georg im Kampf mit dem Drachen zu sehen. Wer jetzt in das Innere
vordringt, kommt vorbei am Zillemuseum und stößt auf das Zentrum des Viertels,
die Kirche und den Gründungsbrunnen. Ein wahrhaft pompöser Brunnen mit Wappen
und dem in Berlin überall anzutreffenden Bären. Der Brunnen entstand erst in
den 80er Jahren zur 750-Jahr-Feier Berlins. Wer sich für die Geschichte Berlins
interessiert, könnte jetzt einen Abstecher in die Kirche machen. Für alle, die
mehr an kulinarischen Erfahrungen interessiert sind, stehen die vielen
Restaurants und Cafés (da kann ich das Tigertörtchen aus persönlicher Erfahrung
empfehlen) bereit, um eine Pause zu machen oder Touristen zu beobachten (eine
meiner Lieblingsbeschäftigungen).
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