Freitag, 13. Juli 2018

Kunst und Kultur in Südschweden


Wälder, feine Sandstrände, flache Seen und zerklüftete Felsklippen sind das, was Südschweden für Freunde der Natur bietet. In den Nationalparks gibt es immer Zentren, in denen sich Besucher mit Wanderkarten für jeden Anspruch versorgen können. Fahrradfahrer erleben hier das einzigartige Gefühl, dass auf sie Rücksicht genommen wird (habe ich mir zumindest sagen lassen) und überhaupt ist Südschweden ganz wunderbar für die, die einfach mal frische Luft und schöne Natur erleben wollen. Das ist mir auf Dauer aber einfach nichts. Deswegen trieb es mich raus, um ein paar kulturelle Highlights der Region zu entdecken.
Die größte Schiffssetzung Skandinaviens
Im Hafenort Kaseberga findet sich auf einem Hügel Ales Stenar. Ales Steine gelten als größte Schiffssetzung in Skandinavien und über die Bedeutung wird immer noch diskutiert. Ist sie ein Kalender oder eine Grabanlage? So oder so, die Steine, die in Form eines Schiffes angeordnet sind, wurden vor über 1000 Jahren von den Menschen auf den Hügel geschleppt. Sie bilden ein Langschiff nach und die ganze Formation besteht aus 59 Steinen und ist fast 70 Meter lang. Historiker schätzen, dass die Anlage um 600 angelegt wurde. Allerdings lässt sich das nur teilweise bestimmen. Außerdem waren die Steine lange Zeit vergessen und wurden erst im 20. Jahrhundert wieder aufgerichtet und freigelegt. Dennoch ist eine beeindruckende Leistung der Menschen, die hier einmal lebten. Vom Rand des Hügels gibt es zusätzlich noch einen weiten Blick auf das Meer und ein kleiner Rundgang führt über den Hafen durch das Dorf zurück zum kostenfreien Parkplatz. Eins ist jedoch noch zu erwähnen: Da oben zieht es wie Hechtsuppe.
Nur zehn Minuten Autofahrt vom Naturdenkmal entfernt befindet sich angeblich Schwedens schönster Sandstrand Sandhammaren. Wer er es ein wenig schaurig mag: Das Meer vor Sandhammaren gilt als größter Schiffsfriedhof Schwedens. Die Sandbänke und Strandräuber, die die Schiffe mit falschen Lichtzeichen auf diese lockten, gehören zur düsteren Geschichte dieses malerischen Strands.

Stadtspaziergang in Halmstad
Halmstad als Stadt zu bezeichnen, ist schon ein wenig übertrieben. Aber die Kleinstadt hat eine lange dänisch-schwedische Geschichte voller Belagerungen und Eroberungen. Hier lohnt sich ein Spaziergang am Nissan. Die Uferpromenade ist bestückt mit Kunstwerken und führt zum Schloss der Stadt. Das Schloss, von Dänen erbaut, hat aber eher die Größe eines Herrenhauses. Das Wahrzeichen der Stadt, Picassos Frauenkopf befindet sich übrigens an dieser Uferpromenade. Auf dem Galgenberg, in Schwedisch „Galgberget“ gibt es einen schönen Ausblick auf die Stadt samt Hafen- und Meeresblick. Der Namen kommt wohl von den vielen Hexen, die hier ihr Leben ließen.

Die perfekte Kombination von Kunst und Natur in Wanas
Mein persönliches Ausflugshighlight war Wanas Konst. In Wanas befindet sich ein Herrenhaus mit riesigem Park. Im Park und den anliegenden Gebäuden finden alljährlich Kunstausstellungen statt. Nicht jedes Objekt dieser Ausstellungen verschwindet anschließend in einem Hinterzimmer, sondern bleibt vor Ort im Park und anliegenden Wald stehen. Die Besitzer des Hauses und der umliegenden Ländereien haben beschlossen, den Park für alle zu öffnen. Auf dem riesigen Areal lassen sich fast 100 Skulpturen und Installationen im Freien entdecken. Galerie, Bunker und Scheune mit Ausstellung ergänzen den Außenbereich. Wer der zeitgenössischen Kunst gegenüber offen ist, darf sich das nicht entgehen lassen. Auch, wenn das bedeutet, mitten im Wald plötzlich „Mama“-Rufe zu hören. Wir haben erst nach einer halben Stunde rausgefunden, dass es sich um eine Klanginstallation und nicht um ein Kind handelt. Zum Eintritt (140 Kronen für Erwachsene) gibt es den größten und verwirrendsten Wegweiser der Welt (nur meine Einschätzung) in A3-Format. Alles lässt sich nur mit einem ausgefeilten Plan besichtigen, aber unbedingt sehen sollte man William Forsythes „Underall“ oder Anna Thulins „Double Dribble“. Die Hütte von Forsythe entlarvt ihre Pointe nur, wenn man auch wirklich hineingeht, während Thulins Kunstwerk dazu animiert, die Augen nicht nur nach vorne zu richten.

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