Wälder, feine Sandstrände, flache Seen und zerklüftete
Felsklippen sind das, was Südschweden für Freunde der Natur bietet. In den
Nationalparks gibt es immer Zentren, in denen sich Besucher mit Wanderkarten
für jeden Anspruch versorgen können. Fahrradfahrer erleben hier das
einzigartige Gefühl, dass auf sie Rücksicht genommen wird (habe ich mir
zumindest sagen lassen) und überhaupt ist Südschweden ganz wunderbar für die,
die einfach mal frische Luft und schöne Natur erleben wollen. Das ist mir auf
Dauer aber einfach nichts. Deswegen trieb es mich raus, um ein paar kulturelle
Highlights der Region zu entdecken.
Die größte
Schiffssetzung Skandinaviens
Im Hafenort Kaseberga findet sich auf einem Hügel Ales Stenar.
Ales Steine gelten als größte Schiffssetzung in Skandinavien und über die
Bedeutung wird immer noch diskutiert. Ist sie ein Kalender oder eine Grabanlage? So
oder so, die Steine, die in Form eines Schiffes angeordnet sind, wurden vor
über 1000 Jahren von den Menschen auf den Hügel geschleppt. Sie bilden ein
Langschiff nach und die ganze Formation besteht aus 59 Steinen und ist fast 70
Meter lang. Historiker schätzen, dass die Anlage um 600 angelegt wurde.
Allerdings lässt sich das nur teilweise bestimmen. Außerdem waren die Steine
lange Zeit vergessen und wurden erst im 20. Jahrhundert wieder aufgerichtet und
freigelegt. Dennoch ist eine beeindruckende Leistung der Menschen, die hier
einmal lebten. Vom Rand des Hügels gibt es zusätzlich noch einen weiten Blick auf das Meer und ein kleiner Rundgang führt über den Hafen durch das Dorf
zurück zum kostenfreien Parkplatz. Eins ist jedoch noch zu erwähnen: Da oben
zieht es wie Hechtsuppe.
Nur zehn Minuten Autofahrt vom Naturdenkmal entfernt
befindet sich angeblich Schwedens schönster Sandstrand Sandhammaren. Wer er es
ein wenig schaurig mag: Das Meer vor Sandhammaren gilt als größter
Schiffsfriedhof Schwedens. Die Sandbänke und Strandräuber, die die Schiffe mit
falschen Lichtzeichen auf diese lockten, gehören zur düsteren Geschichte dieses
malerischen Strands.
Stadtspaziergang in
Halmstad
Halmstad als Stadt zu bezeichnen, ist schon ein wenig
übertrieben. Aber die Kleinstadt hat eine lange dänisch-schwedische Geschichte
voller Belagerungen und Eroberungen. Hier lohnt sich ein Spaziergang am Nissan.
Die Uferpromenade ist bestückt mit Kunstwerken und führt zum Schloss der Stadt.
Das Schloss, von Dänen erbaut, hat aber eher die Größe eines Herrenhauses. Das
Wahrzeichen der Stadt, Picassos Frauenkopf befindet sich übrigens an dieser
Uferpromenade. Auf dem Galgenberg, in Schwedisch „Galgberget“ gibt es einen
schönen Ausblick auf die Stadt samt Hafen- und Meeresblick. Der Namen kommt
wohl von den vielen Hexen, die hier ihr Leben ließen.
Die perfekte
Kombination von Kunst und Natur in Wanas
Mein persönliches Ausflugshighlight war Wanas Konst. In
Wanas befindet sich ein Herrenhaus mit riesigem Park. Im Park und den
anliegenden Gebäuden finden alljährlich Kunstausstellungen statt. Nicht jedes
Objekt dieser Ausstellungen verschwindet anschließend in einem Hinterzimmer,
sondern bleibt vor Ort im Park und anliegenden Wald stehen. Die Besitzer des
Hauses und der umliegenden Ländereien haben beschlossen, den Park für alle zu
öffnen. Auf dem riesigen Areal lassen sich fast 100 Skulpturen und
Installationen im Freien entdecken. Galerie, Bunker und Scheune mit Ausstellung
ergänzen den Außenbereich. Wer der zeitgenössischen Kunst gegenüber offen ist,
darf sich das nicht entgehen lassen. Auch, wenn das bedeutet, mitten im Wald
plötzlich „Mama“-Rufe zu hören. Wir haben erst nach einer halben Stunde
rausgefunden, dass es sich um eine Klanginstallation und nicht um ein Kind
handelt. Zum Eintritt (140 Kronen für Erwachsene) gibt es den größten und
verwirrendsten Wegweiser der Welt (nur meine Einschätzung) in A3-Format. Alles
lässt sich nur mit einem ausgefeilten Plan besichtigen, aber unbedingt sehen sollte man
William Forsythes „Underall“ oder Anna Thulins „Double Dribble“. Die Hütte von
Forsythe entlarvt ihre Pointe nur, wenn man auch wirklich hineingeht, während
Thulins Kunstwerk dazu animiert, die Augen nicht nur nach vorne zu richten.
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