Donnerstag, 9. November 2017

Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen - Ein Ausflug nach Spandau

Sich über Spandau lustig machen, gehört zum guten Ton in Berlin. Ganz weit draußen liegt dieser Bezirk und zählt ja irgendwie fast gar nicht dazu. Dabei hat Spandau neben frischer Luft einiges zu bieten, wie die Zitadelle. Für die lohnt sich sogar ein Tagesausflug an den Rand der Stadt.

Die Zitadelle gilt als Wahrzeichen Spandaus und als eine der am besten erhaltenen Renaissancefestungen Europas. Und weil man so weit ab ist vom Schuss, ist auch der normale Eintrittspreis mit 4,50 Euro günstig. Unbedingt ans Herz legen würde ich den Audioguide. Der kostet noch einmal 2 Euro Eintritt extra, lohnt sich aber, weil man so einen schönen Rundgang bekommt. Zu sehen gibt es alte Gebäude und verschiedene Ausstellungen. Der Blick vom 32 Meter hohen Juliusturm zeigt zwar nicht nur die schönsten Seiten Berlins, aber ist trotzdem sehenswert.

Die Ausstellungen im Kommandantenhaus zur Geschichte der Festung und im Zeughaus zur Geschichte Spandaus kann man mitnehmen. Richtig begeistert hat mich mehr die Ausstellung „Enthüllt“ im Proviantmagazin. Sie ist eine Ansammlung von Denkmälern, die in früheren Zeiten Berlins Straßen bevölkerten. Vereinzelte interaktive Karten zeigen, wo sie standen oder wo auch heute noch Denkmäler stehen. Abgesehen von allerlei Figuren in mehr oder weniger gutem Zustand, entführt ein Raum in den Tiergarten im Jahr 1907. Mit einer riesigen Fototapete und Hintergrundgeräuschen ist die Installation nicht unbedingt sehr realistisch, aber eindeutig originell und erlebenswert. Im letzten Saal warten dann Lenins Kopf und andere Denkmalstücke aus neuerer Zeit auf Betrachter.
Eine passende Ausstellung zum Thema Berlin und seine Denkmäler gibt es auch in der Kaserne. Dort sind im zweiten Stock bis zum 19. November noch Bilder von Matthias Koeppel zu sehen. Modern, klassisch, kubistisch, von allem etwas und ganz viele Bilder haben das Thema Berlin. Wer am richtigen Tag vorbeikommt, kann sogar den Künstler beim Arbeiten zuschauen. Ein paar Meter weiter befindet sich der Fledermauskeller. Die Gewölbe der Zitadelle bieten mehr als 10.000 Fledermäusen ein Winterquartier und im Keller gibt es Informationen zu den kleinen Blutsaugern. Nicht zu vergessen einen Fledermaus-Schauraum.
Für Fans der Militärgeschichte lohnt sich ein Blick in die Exerzierhalle. Dort gibt es eine Ausstellung zu verschiedenen Waffen und Kanonen, die in Spandau hergestellt wurden. Schließlich galt Spandau seit dem 18. Jahrhundert als Waffenschmiede. Ein bisschen mulmig wird es einem in den Italienischen Höfen. Eigentlich sehen die malerisch aus und dienen heute für Events. Während der NS-Zeit war die Zitadelle aber militärisches Sperrgebiet, hier wurde unter anderem an Giftgas geforscht. Experimente an Tieren und Menschen wurden durchgeführt und auf der Bastion Brandenburg dafür Gebäude errichtet. In den Italienischen Höfen ist sogar noch ein Versuchslabor erhalten. Um mit dem Gruseligen nicht zu enden noch ein Lob für die Symmetrie der Zitadelle, die rundum von Wasser umgeben ist. Die Wallanlagen sind begehbar und von jeder der vier Bastionen bietet sich ein ganz eigener Blick auf die Umgebung und die Zitadelle. Alles in allem lassen sich hier schon ein paar Stunden verbringen und die doch so weite Fahrt lohnt sich.

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