Verrottete Plätze und Gebäude hat Berlin reichlich zu
bieten. Der Teufelsberg mit seinen verfallenen Kuppeln, einer Street Art
Galerie über fünf Stockwerke hinweg und einem Rundumblick über die Stadt gehört
zu den Lost Places, die Besuchern ganz offiziell offen stehen.
Der Teufelsberg ist ein Trümmerberg, der nach dem Zweiten
Weltkrieg entstand. Rundherum erstreckt
sich der Grunewald und lädt zu Spaziergängen ein. So weit, so gut. Was den
Teufelsberg erst spannend macht, ist die Nutzung als Abhörstation im Kalten
Krieg. Gemeinsam richteten sich US-Amerikaner und Briten auf dem Berg eine
Flugüberwachungs- und Abhörstation ein. Mehr als 1000 Menschen arbeiteten in den
Gebäuden, von denen heute teilweise nur noch Reste erhalten sind. Nach dem Ende
der Sowjetunion und dem Abzug der Amerikaner und Briten aus Berlin wurde das
Areal für die zivile Luftüberwachung genutzt. Ab dem Ende der 90er blieb das
Gelände ungenutzt und verfällt. Immer wieder gibt es Pläne für Hotels oder
Veranstaltungsräume, aber bisher liegt es brach und ist gegen einen Eintritt
von 8 Euro zu besichtigen. Wer sich vor allem für die Geschichte oder gar
Zeitzeugenberichte interessiert, sollte am besten eine Führung mitmachen.
Auf dem Gelände selbst gibt es keine Erklärtafeln oder
weiteren Informationen. Der Besucher ist sich selbst überlassen und darf
Entdecker spielen. Und es gibt einiges zu entdecken: Müll oder Kunst? Wer mag
das bei den Ansammlungen an Skulpturen und Metallgerippen schon entscheiden …
Im Hauptgebäude warten dann fünf Etagen mit Street Art darauf, entdeckt zu
werden. Da das Treppenhaus zu den oberen Etagen über keine Fenster verfügt,
lohnt es sich auf jeden Fall eine Taschenlampe mitzunehmen. Fast ganz oben warten dann die zwei
halb verfallenen Kuppeln und eine beeindruckende Aussicht – halbwegs gutes Wetter
vorausgesetzt. Der letzte Aufstieg führt dann in die oberste geschlossene
Kuppel. Mal abgesehen von ihrem eigentlichen Zweck, wartet sie jetzt darauf mit
Geräuschen bespielt zu werden. Selbst der schlechteste Sänger bekommt hier einen großen Auftritt. Wer sich eher von übersichtlichen Ausstellungen
begeistern lässt, empfindet das Areal wohl wie eine Müllhalde. Wer es hingegen
faszinierend findet, wie Natur und Künstler ein unbenutztes Gelände für sich
entdecken, für den lohnt sich der Besuch.
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