Mittwoch, 8. März 2017

Zerbrochene Steine in Spandau

Wer in Berlins Mitte wohnt, für den gilt Spandau als Bezirk ganz weit draußen mit Wasser und dörflichen Charme. Neben Klein Venedig und der Zitadelle gibt es aber selbst dort noch einiges mehr zu entdecken. Beim Spaziergang an der Havel erinnern zwei Steine und eine Mauer an die Spandauer jüdischer Herkunft.
An der Sternbergpromenade entstand 1989 das Mahnmal Lindenufer. Ins Auge fallen zuerst die zwei weißen und schwarzen Steine. Sie erinnern an die Spandauer Synagoge, die in der Pogromnacht wie viele jüdische Einrichtungen in Brand gesteckt wurde. Durch beide Steine geht ein Riss, der für die Zerstörung steht. Abseits der Promenade und ein paar Meter vom Denkmal entfernt, steht dann auch eine Informationsstele, die mehr erläutert. Abgesehen von den auffälligen Steinen umzieht das Denkmal seit 2012 eine kleine Ziegelmauer. Hier lohnt es sich, näherzutreten, denn die einzelnen Steine tragen 115 Namen. Die Steine stehen für wirkliche Personen, die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft deportiert wurden, und machen aus der großen anonymen Masse der Opfer real existierende Personen. Was mich immer fasziniert, ist, wie durchdacht viele Mahnmale sind. So setzt sich die Platte, auf der die beiden Steine stehen, aus zwölf einzelnen Einheiten zusammen und symbolisiert die zwölf Jahre der NS-Herrschaft. Das Denkmal entstand nach den Entwürfen der verstorbenen Architektin Ruth  Golan-Zareh, die auch die Synagoge in der Rykestraße sanierte. Mit Religion hatte sie angeblich wenig am Hut, meiner Meinung nach verstand sie es aber sehr gut, Dingen Symbolkraft einzuhauchen. Neben dem Mahnmal ist die Sternbergpromenade mit dem Blick auf den Juliusturm und der naheliegenden Altstadt aber auch ein netter Fleck für einen kleinen Spaziergang.

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