Wer in Berlins Mitte wohnt, für den gilt Spandau als Bezirk
ganz weit draußen mit Wasser und dörflichen Charme. Neben Klein Venedig und der
Zitadelle gibt es aber selbst dort noch einiges mehr zu entdecken. Beim Spaziergang an der Havel
erinnern zwei Steine und eine Mauer an die Spandauer jüdischer Herkunft.
An der Sternbergpromenade entstand 1989 das Mahnmal
Lindenufer. Ins Auge fallen zuerst die zwei weißen und schwarzen Steine. Sie
erinnern an die Spandauer Synagoge, die in der Pogromnacht wie viele jüdische
Einrichtungen in Brand gesteckt wurde. Durch beide Steine geht ein Riss, der
für die Zerstörung steht. Abseits der Promenade und ein paar Meter vom Denkmal
entfernt, steht dann auch eine Informationsstele, die mehr erläutert. Abgesehen
von den auffälligen Steinen umzieht das Denkmal seit 2012 eine kleine Ziegelmauer. Hier
lohnt es sich, näherzutreten, denn die einzelnen Steine tragen 115 Namen. Die Steine stehen für wirkliche Personen, die
aufgrund ihrer jüdischen Herkunft deportiert wurden, und machen aus der großen
anonymen Masse der Opfer real existierende Personen. Was mich immer fasziniert,
ist, wie durchdacht viele Mahnmale sind. So setzt sich die Platte, auf der die
beiden Steine stehen, aus zwölf einzelnen Einheiten zusammen und symbolisiert
die zwölf Jahre der NS-Herrschaft. Das Denkmal entstand nach den Entwürfen der verstorbenen
Architektin Ruth Golan-Zareh, die auch
die Synagoge in der Rykestraße sanierte. Mit Religion hatte sie angeblich wenig
am Hut, meiner Meinung nach verstand sie es aber sehr gut, Dingen Symbolkraft
einzuhauchen. Neben dem Mahnmal ist die Sternbergpromenade mit dem Blick auf
den Juliusturm und der naheliegenden Altstadt aber auch ein netter Fleck für
einen kleinen Spaziergang.
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