Was wäre der Prenzlauer Berg ohne die Bötzow-Brauerei? Dass
dort nicht nur Bier, sondern auch Umsturzpläne gebraut wurden, daran erinnert
ein Gedenkstein an der Kreuzung Prenzlauer Allee und Saarbrücker Straße.
Im Gegensatz zum alten Brauereigelände, das von Investoren
neues Leben eingehaucht bekommt, ist der Gedenkstein so verwittert, dass die
Inschrift nicht mehr zu erkennen ist. Lediglich die Plakette mit dem Bildnis
eines Mannes ist ein Hinweis darauf, dass hier an jemanden erinnert wird. Aber
es ist eben nicht Julius Bötzow, dem Begründer der Brauerei, sondern Karl Liebknecht.
An eben jenen Ort, an dem der Stein steht, gründete sich 1919 der
Revolutionsausschuss aus Mitgliedern der KPD und USPD. Ziel des Ausschusses war
es, nach der Vertreibung der Regierung unter Ebert und Scheidemann, die
Staatsgeschäfte zu übernehmen. Was als Novemberrevolution 1918 begann, endete
in Berlin 1919 mit dem Januaraufstand, dessen Niederschlagung und der
Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, den Symbolfiguren des
Spartakusaufstands. Der Gedenkstein wurde vom Bildhauer Otto Maerker gefertigt
und 1959 aufgestellt. Dass die Inschrift historisch verklärend und pathetisch ist,
lässt sich nicht abstreiten: „Karl Liebknecht – Kämpfer gegen Militarismus und
Krieg führte von hier aus Kämpfe der revolutionären Arbeiter und Soldaten am 7.
und 8. Januar 1919.“ Den Stein jedoch gänzlich verwittern zu lassen, sodass
Unwissende nicht einmal erkennen, woran oder an wen er erinnert, ist dann aber
doch ein wenig bedauerlich …
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