Donnerstag, 9. Februar 2017

Gedenken an eine gescheiterte Revolution an der Prenzlauer Allee

Was wäre der Prenzlauer Berg ohne die Bötzow-Brauerei? Dass dort nicht nur Bier, sondern auch Umsturzpläne gebraut wurden, daran erinnert ein Gedenkstein an der Kreuzung Prenzlauer Allee und Saarbrücker Straße.
Im Gegensatz zum alten Brauereigelände, das von Investoren neues Leben eingehaucht bekommt, ist der Gedenkstein so verwittert, dass die Inschrift nicht mehr zu erkennen ist. Lediglich die Plakette mit dem Bildnis eines Mannes ist ein Hinweis darauf, dass hier an jemanden erinnert wird. Aber es ist eben nicht Julius Bötzow, dem Begründer der Brauerei, sondern Karl Liebknecht. An eben jenen Ort, an dem der Stein steht, gründete sich 1919 der Revolutionsausschuss aus Mitgliedern der KPD und USPD. Ziel des Ausschusses war es, nach der Vertreibung der Regierung unter Ebert und Scheidemann, die Staatsgeschäfte zu übernehmen. Was als Novemberrevolution 1918 begann, endete in Berlin 1919 mit dem Januaraufstand, dessen Niederschlagung und der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, den Symbolfiguren des Spartakusaufstands. Der Gedenkstein wurde vom Bildhauer Otto Maerker gefertigt und 1959 aufgestellt. Dass die Inschrift historisch verklärend und pathetisch ist, lässt sich nicht abstreiten: „Karl Liebknecht – Kämpfer gegen Militarismus und Krieg führte von hier aus Kämpfe der revolutionären Arbeiter und Soldaten am 7. und 8. Januar 1919.“ Den Stein jedoch gänzlich verwittern zu lassen, sodass Unwissende nicht einmal erkennen, woran oder an wen er erinnert, ist dann aber doch ein wenig bedauerlich …

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