Freitag, 20. April 2018

Berliner Stadtgeschichte im Märkischen Museum


Das Märkische Museum am Köllnischen Park liegt zwar mitten in Berlin, aber doch irgendwie abseits. Das war wohl mit ein Grund dafür, dass ich bisher nie drin gewesen bin. Dabei lohnt sich der Besuch allemal, vor allem jetzt, da aufgrund der Vorbereitung einer neuen Ausstellung bestimmte Bereiche des Museums nicht zugänglich sind und der Eintritt frei ist.
Was mich letztendlich zum Besuch des Märkischen Museums bewogen hat, war die neue Sonderausstellung „Bizim Berlin 89/ 90“, eine Fotoausstellung mit Fotos von Ergun Çağatay. Die Fotos zeigen das Leben und den Alltag der zweiten Generation türkischer Einwanderer in Berlin. So was von 80er und 90er, aber eben aus einer spezifischeren Perspektive, zumindest für mich, denn ich hatte beispielsweise vorher noch nie etwas von den 36 Boys gehört. Zu den Fotos gibt es Lebensgeschichten, die die Personen oder das Geschehen auf den Bildern näher bringen. Sie lohnt sich für alle, die sich für das Berlin der 90er und Fotografie interessieren.
Kaiserpanorama
Im Obergeschoss geht es dann mehr um die klassische Berlingeschichte. Stadtentwicklung, Handel und Alltagsgeschichte werden in den Räumen gezeigt, die für die Besucher noch zugänglich sind. Vielleicht schreckt Besucher ab, dass nicht mehr die komplette Sammlung zugänglich ist. Für uns war es auf jeden Fall sehr angenehm, denn die wenigen Besucher verteilten sich, sodass es sehr ruhig war. Abgesehen von den gefühlten fünf Schulklassen, die ab und an vorbeizogen. Wahrscheinlich sind das Pflichtbesuche, aber ich muss dem Aufbau der sogenannten [Probe]Räume zugestehen, dass sie unterhaltsam und daher vielleicht auch für Kinder spannend sind. Anfassen, Entdecken und Ausprobieren ist hier erlaubt. Das Konzept dieser Räume ist darauf ausgelegt, zu zeigen, was Museumsarbeit ausmacht und versucht gleichzeitig den Besucher einzubinden. Also wer gerne bastelt oder noch ein Foto von seiner Einschulung in Berlin übrig hat, ist dort willkommen. Mein persönliches Highlight der Ausstellung ist das Kaiserpanorama: eine Apparatur, die stereoskopische Fotos von Berliner Orten im beginnenden 20. Jahrhundert zeigt. Hinsetzen, die nachkolorierten Fotos anschauen und sich Berlin vor 100 Jahren vorstellen. Aber auch der Handwerksaal mit in Berlin gefertigten Produkten ist eindrucksvoll oder das Foto einer Drehorgelmanufaktur. Faszinierend, dass es so viele Leute brauchte, um Drehorgeln herzustellen!

Auch wenn die Ausstellung im Vergleich zu ihrer früheren Größe verringert ist, lohnt sich der Besuch für diejenigen, die Berliner Geschichte spannend finden. Das Gebäude an sich ist architektonisch ein Hingucker und eines der ersten, das speziell als Stadtmuseum von Anfang an gedacht war.

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