Das Märkische Museum am Köllnischen Park liegt zwar mitten
in Berlin, aber doch irgendwie abseits. Das war wohl mit ein Grund dafür, dass
ich bisher nie drin gewesen bin. Dabei lohnt sich der Besuch allemal, vor allem
jetzt, da aufgrund der Vorbereitung einer neuen Ausstellung bestimmte Bereiche des Museums nicht zugänglich sind und der Eintritt frei ist.
Was mich letztendlich zum Besuch des Märkischen Museums bewogen
hat, war die neue Sonderausstellung „Bizim Berlin 89/ 90“, eine Fotoausstellung
mit Fotos von Ergun Çağatay. Die Fotos zeigen das Leben und den Alltag der
zweiten Generation türkischer Einwanderer in Berlin. So was von 80er und 90er,
aber eben aus einer spezifischeren Perspektive, zumindest für mich, denn ich
hatte beispielsweise vorher noch nie etwas von den 36 Boys gehört. Zu den Fotos
gibt es Lebensgeschichten, die die Personen oder das Geschehen auf den Bildern
näher bringen. Sie lohnt sich für alle, die sich für das Berlin der 90er und
Fotografie interessieren.
Kaiserpanorama |
Im Obergeschoss geht es dann mehr um die klassische
Berlingeschichte. Stadtentwicklung, Handel und Alltagsgeschichte werden in den
Räumen gezeigt, die für die Besucher noch zugänglich sind. Vielleicht schreckt
Besucher ab, dass nicht mehr die komplette Sammlung zugänglich ist. Für uns war
es auf jeden Fall sehr angenehm, denn die wenigen Besucher verteilten sich,
sodass es sehr ruhig war. Abgesehen von den gefühlten fünf Schulklassen, die ab
und an vorbeizogen. Wahrscheinlich sind das Pflichtbesuche, aber ich muss dem
Aufbau der sogenannten [Probe]Räume zugestehen, dass sie unterhaltsam und daher vielleicht auch für Kinder spannend sind.
Anfassen, Entdecken und Ausprobieren ist hier erlaubt. Das Konzept dieser Räume ist darauf ausgelegt, zu zeigen, was
Museumsarbeit ausmacht und versucht gleichzeitig den Besucher einzubinden. Also wer
gerne bastelt oder noch ein Foto von seiner Einschulung in Berlin übrig hat,
ist dort willkommen. Mein persönliches Highlight der Ausstellung ist das
Kaiserpanorama: eine Apparatur, die stereoskopische Fotos von Berliner Orten im
beginnenden 20. Jahrhundert zeigt. Hinsetzen, die nachkolorierten Fotos
anschauen und sich Berlin vor 100 Jahren vorstellen. Aber auch der Handwerksaal
mit in Berlin gefertigten Produkten ist eindrucksvoll oder das Foto einer
Drehorgelmanufaktur. Faszinierend, dass es so viele Leute brauchte, um Drehorgeln herzustellen!
Auch wenn die Ausstellung im Vergleich zu ihrer früheren
Größe verringert ist, lohnt sich der Besuch für diejenigen, die Berliner Geschichte
spannend finden. Das Gebäude an sich ist architektonisch ein Hingucker und eines der
ersten, das speziell als Stadtmuseum von Anfang an gedacht war.