Beelitz, das ist nicht nur Spargel. Dort gibt es auch die
Beelitzer Heilstätten. Das ist ein riesiges Areal, das heute vor allem unter
Fotografen und Fans des Morbiden bekannt ist. Viele Gebäude der Heilstätte
stehen leer und verfallen. Spukgeschichte rund um Schreie und Schritte in
leeren Fluren geistern im Internet herum. Aber im Frauenkomplex der Heilstätten
gibt es einen Baumkronenpfad, der zu einer etwas anderen Perspektive verhilft.
Die Beelitzer Heilstätten liegen etwa eine Stunde Autofahrt
von Berlin entfernt. Ihre Geschichte beginnt in den ersten Jahren des 20.
Jahrhunderts. Tuberkulose war zu der Zeit eine Krankheit, die Tausende betraf.
Berlin mit seinen Mietskasernen und Hinterhöfen war ein idealer Nährboden. Den
erkrankten Arbeitern sollte mit einer Frischluftkur geholfen werden. Hier kommen
die Heilstätten ins Spiel. Ab 1898 entstanden hier 60 Gebäude, die als
Lungenheilstätten und Sanatorien für andere Krankheiten dienten. Dabei waren
die Komplexe streng nach Geschlechtern getrennt. Für die Arbeiter gab es
Liegekuren an der frischen Luft und strenge hygienische Maßnahmen. Während der
Weltkriege verwandelten sich die Heilstätten in ein Lazarett. Selbst Hitler
soll hier 1916 behandelt worden sein. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges nutzten
die Sowjets das Gelände als Militärhospital. Seit deren Abzug 1994 verfallen
die Gebäude und ein Gesamtkonzept für das Areal fehlt. Aber zumindest auf dem
Frauengelände tut sich was.
Der Eintritt für den Baumkronenpfad und das ihn umgebene
Gelände kostet 9,50 Euro. Kann man ja mal machen. Für einen 300 Meter langen
Pfad über den Bäumen wirkt das schon etwas überteuert. Aber das Ganze muss sich
wohl erst amortisieren, schließlich wurde die Anlage erst im letzten Jahr
eröffnet. Kleiner Tipp: Zunächst den Rundgang auf dem Boden machen.
Informationstafeln geben einen Einblick darüber, wie sich das Leben im
Frauenpavillon gestaltete. Nach einer kleinen Runde geht es dann auf den
Baumkronenpfad. Hier gibt es nur einen Auf-, aber dafür mehrere Abstiege. Wir waren werktags da, aber wenn es am Wochenende voll wird, stell ich
es mir weniger gemütlich vor. Auf dem 36 Meter hohen Aussichtsturm gibt es
einen tollen Rundumblick über die Wälder und das Gelände. Tafeln geben Auskunft
darüber, was man gerade sieht. Der Pfad an sich ist relativ kurz, aber auch mit
Informationstafeln ausgestattet. Der Wind wiegt den Pfad leicht. Also nicht
unbedingt was für diejenigen, die sich absolut festen Boden unter den Füßen
wünschen. Am Ende des Pfades ist dann auch mein persönliches Highlight: Die
Holzplanken führen direkt über das Dach des Frauenpavillons. Das merkt man
allerdings nicht sofort. Denn die Natur hat sich Stück für Stück das ganze
Gelände zurückerobert und auf dem eingestürzten Dach des Gebäudes steht jetzt
ein kleiner Wald.
In der Woche gibt es täglich nur eine Führung. Die ist um 14
Uhr. Wir hatten keine Lust zu warten und sind weitergezogen. Wer in Richtung
des Pförtnerhauses kommt und dann die Landstraße überquert, befindet sich im
Männerareal. Hier gibt es keine Informationstafeln mehr. Ein Teil der
ehemaligen Gebäude wird jetzt als Gesundheitsklinik genutzt, ein anderer steht
leer. Die Fenster sind verrammelt, in den höheren Stockwerken lassen sich
Graffiti erkennen und die Häuser zerfallen. Ein wenig enttäuschend ist, dass
ein Konzept für das gesamte Gelände fehlt. Der Baumkronenpfad hat sich aber
gelohnt und die Hoffnung besteht, dass die Betreiber vielleicht noch mehr
daraus machen …