Jeder Berliner kennt sie und wahrscheinlich waren die meisten
auch schon drin: die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Für mich gehört sie auch
zu den Top-Tipps für Berlinbesucher und daher musste ich sie mir nun mal
endlich auch von innen ansehen.
Die Turmruine ist ein Symbol für Westberlin und markiert für
mich eines der wichtigsten Zentren der Stadt, gleich nach dem Alexanderplatz … Nicht aus Faulheit bleibt das Anhängsel „Kaiser-Wilhelm“
bei mir oft weg, denn die Gedächtniskirche ist über ihre ursprüngliche Funktion
als Kirche hinausgewachsen, indem sie zerstört wurde. Der übrig gebliebene
aufgebrochene Turm erinnert an die Zerstörung und bleibt ein Mahnmal für den
Frieden. Dazu gehört auch die Gedenkhalle im erhalten gebliebenen
Eingangsbereich. Die Gedenkhalle wurde 1987 eingerichtet. Wer jetzt auf eine
riesige Halle hofft, wird enttäuscht. Der Raum ist nicht groß und der Platz
wird durch die vielen Besucher noch enger. Zu sehen gibt es Mosaike und eine
kleine Ausstellung über die Geschichte der Kirche, die 1895 eingeweiht wurde
und in der Form nur bis 1943 bestehen sollte. Spannender sind da die
kostenfreien Führungen, die nahezu stündlich stattfinden und die Mosaike
erklären oder mit anderen Anekdoten die Kirche wieder lebendig machen. Als
Zeichen der Versöhnung ist in der Halle auch das Nagelkreuz von Coventry zu
entdecken. Die Nägel stammen aus der von deutschen Bomben zerstörten Kathedrale
in Coventry.
Direkt gegenüber vom Eingang der alten Kirche befindet sich
dann die neue. Hier lohnt es sich wegen der blauen Fenster vorbeizuschauen. Sie
ist zwar dunkel, aber die mehr als 20.000 blauen Glaskacheln sorgen für ein
beeindruckendes Licht. Der verantwortliche Glasmaler Gabriel Loire soll gesagt
haben, dass das Blau für den Frieden stehe. Tatsächlich ist es in der Kirche
beeindruckend still, der Verkehr bleibt draußen, und wenn nicht gerade eine
Reisegruppe klickend Fotos macht, bietet der Raum das richtige Ambiente für
Andacht und Kontemplation.