Die Wollankstraße lädt nicht gerade zum Flanieren ein. Dafür
gibt es in Berlin schönere Straßen. Aber spannend ist sie trotzdem. In der Straße treffen der Wedding und Pankow, ehemaliges West- und Ostberlin aufeinander. Selbst wenn es den Wedding als
eigenständigen Bezirk nicht mehr gibt, bekommt man ein Gespür für
unterschiedliche Kieze in der gleichen Straße. Ein Kleinod am Straßenrand ist
die Wandmalerei in der Wollankstraße 20.
Unübersehbar prangt an der Brandwand des Hauses neben dem
Kloster eine feenhaft anmutende Frau. Was für die einen kitschig ist, nennen
andere Kunst am Bau und dieser Einschätzung schließe ich mich an. Nicht immer
muss Kunst wachrütteln und zum Nachdenken bringen, manchmal darf sie auch
einfach nur schön sein. Die Fassadenmalerei ist eine Auftragsarbeit. Die
Künstlerin Irma Penna hat sich dabei an den tschechischen Künstler Alfons Maria
Mucha orientiert. Er war ein bekannter Vertreter des Jugendstils. Diese
Kunstrichtung hatte sich unter anderem das Ziel gesetzt, Kunst im alltäglichen
Leben zu integrieren. Das Bild erinnert
stark an Muchas „Primel“. Wer will, kann unter Rückgriff auf die Blumensymbolik,
tiefere Aussagen wie Hoffnung oder Frühling hineininterpretieren. Oder einfach
mal kurz stehen bleiben und Kunst genießen. Auf jeden Fall sorgt die beblumte
Dame auf der faden praktischen Hauswand für ein florales, optisches Highlight.