Direkt neben dem Fernsehturm liegt eine der ältesten Kirchen
Berlins. Bevor ich mich ernsthaft mit dieser Kirche beschäftigt habe, wusste
ich das nicht. Für mich ist sie die Kirche, die immer offen hat und direkt
neben der Bushaltestelle Spandauer Straße liegt. Bei vielen Kirchen in Berlin
kommt es vor, dass man vor verschlossenen Türen steht. Sie sehen zwar schick aus,
sind aber wirklich nur für Gottesdienste und kirchliche Veranstaltungen gedacht.
Bei der Marienkirche gibt es feste Öffnungszeiten und selbst während des
Gottesdienstes steht sie architektur- oder kunstinteressierten Besuchern offen.
Am Rand des Alexanderplatzes neben dem Fernsehturm ist sie
ein Relikt aus alten Zeiten. Sie ist über 700 Jahre alt und die älteste Kirche
Berlins in der noch Gottesdienste abgehalten werden. Der Berliner Dom, der ganz
in der Nähe liegt, ist natürlich größer, pompöser und höher, aber die
Marienkirche wirkt umringt von Verkehr, modernen Bauten und Touristen wie ein
Ruhepol. Drinnen ist es im Sommer angenehm kühl und im Winter warm. Was ich als
„sieht ganz schick aus“ bezeichnen würde, ist auf die gotische Bauweise
zurückzuführen.
Während man im Berliner Dom Eintritt bezahlt, ist hier die
Unterstützung freiwillig und mit einer tollen Idee verbunden: Es gibt ein
Spendenmosaik, für das man Mosaiksteine kaufen und anbringen kann. Mit den
Einnahmen werden dann Restaurierungsvorhaben finanziert. Das Mosaik zeigt Teile
des Totentanzes. Das ist ein Wandgemälde in der Turmhalle der Kirche aus dem
15. Jahrhundert und es zählt zu den ältesten Denkmälern Berlins. Man kann beim
Original nicht mehr viel erkennen, aber für Interessierte gibt es einen
detaillierten Schaukasten.
Generell ist die Marienkirche für Kunstinteressierte eine
Fundgrube. Regelmäßig werden Führungen angeboten. Ein Tribut an die Moderne
ist ein interaktiver Rundgang, der als App zur Verfügung steht. Da Sakralkunst nicht
unbedingt mein Steckenpferd ist, hat mich beim letzten Besuch viel mehr
beeindruckt, dass hier sogar Martin Luther King eine Predigt gehalten hat.
1964, als Berlin schon geteilt war. Klar lebt eine Kirche von ihren Besuchern
und ich werde mich da schon irgendwann wieder hinbegeben, vielleicht zu einem der kostenfreien Orgelkonzerte, die immer samstags am Nachmittag stattfinden…