Nicht jedes Schloss ist so pompös wie Neuschwanstein oder
Sanssouci. Aber eine bestimmte Vorstellung von einem Bauwerk, das den Namen
Schloss trägt, habe ich trotzdem. Mit diesem Kopfkino laufe ich beim Schloss
Schönhausen aber ordentlich gegen die Wand.
Denn das Schloss Schönhausen ist nicht pompöser als eine
Villa. Zugegeben, eine große Villa, aber mehr als ein gut hergerichtetes
Herrenhaus ist es meiner Ansicht nach nicht. Tatsächlich sagt die Bezeichnung
Schloss auch nichts über die Größe oder den Dekor eines Gebäudes aus, vielmehr
über seine ehemaligen adligen Bewohner. Das Schloss Schönhausen diente der
Gattin von Friedrich dem Großen als Sommerresidenz und et voilà: Schloss …
Wer
also Pomp und Gloria sehen will, sollte sich vielleicht ein anderes Ziel
suchen. Geschichtsinteressierte oder Spaziergänger werden aber an der Anlage
Gefallen finden. Vom Bahnhof Pankow läuft man etwa eine halbe Stunde oder fährt
mit den Öffentlichen bis zur Tschaikowskystraße. Der Eintritt in das Schloss
kostet sechs Euro – dafür gibt es einen geschichtlichen Überblick und original
ausgestattete Räume. Neben der prominenten Ehefrau Elisabeth Christine lebten,
arbeiteten und gastierten vor allem zur Zeit der DDR historische
Persönlichkeiten im Schloss: Wilhelm Pieck, Ho Chi Minh und Michail
Gorbatschow. Nach der Wende war das Schloss dann Ort der Zwei-plus-Vier
Gespräche. Wer sich die sechs Euro sparen will, flaniert durch den
Schlossgarten. Der ist ruhig, nicht wirklich überlaufen und weitläufig. Der
Mosaikbrunnen sieht in Betrieb vielleicht besser aus. Während meines Besuchs
wirkte er wie eine verrostete übergroße Mülltonne.
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