Montag, 5. Oktober 2015

Viel Geschichte, wenig Pomp – Das Schloss Schönhausen

Nicht jedes Schloss ist so pompös wie Neuschwanstein oder Sanssouci. Aber eine bestimmte Vorstellung von einem Bauwerk, das den Namen Schloss trägt, habe ich trotzdem. Mit diesem Kopfkino laufe ich beim Schloss Schönhausen aber ordentlich gegen die Wand.

Denn das Schloss Schönhausen ist nicht pompöser als eine Villa. Zugegeben, eine große Villa, aber mehr als ein gut hergerichtetes Herrenhaus ist es meiner Ansicht nach nicht. Tatsächlich sagt die Bezeichnung Schloss auch nichts über die Größe oder den Dekor eines Gebäudes aus, vielmehr über seine ehemaligen adligen Bewohner. Das Schloss Schönhausen diente der Gattin von Friedrich dem Großen als Sommerresidenz und et voilà: Schloss … 


Wer also Pomp und Gloria sehen will, sollte sich vielleicht ein anderes Ziel suchen. Geschichtsinteressierte oder Spaziergänger werden aber an der Anlage Gefallen finden. Vom Bahnhof Pankow läuft man etwa eine halbe Stunde oder fährt mit den Öffentlichen bis zur Tschaikowskystraße. Der Eintritt in das Schloss kostet sechs Euro – dafür gibt es einen geschichtlichen Überblick und original ausgestattete Räume. Neben der prominenten Ehefrau Elisabeth Christine lebten, arbeiteten und gastierten vor allem zur Zeit der DDR historische Persönlichkeiten im Schloss: Wilhelm Pieck, Ho Chi Minh und Michail Gorbatschow. Nach der Wende war das Schloss dann Ort der Zwei-plus-Vier Gespräche. Wer sich die sechs Euro sparen will, flaniert durch den Schlossgarten. Der ist ruhig, nicht wirklich überlaufen und weitläufig. Der Mosaikbrunnen sieht in Betrieb vielleicht besser aus. Während meines Besuchs wirkte er wie eine verrostete übergroße Mülltonne.

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