Mittwoch, 5. August 2015

Streifzug durch den Tiergarten (1) – Denkmäler für die Opfer des Nationalsozialismus

Die überall zu entdeckenden Stolpersteine und das Holocaust-Denkmal kennt jeder Berliner. Rund um den Tiergarten gibt es aber auch verschiedene Erinnerungsorte im Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus, die im klassischen Schulunterricht oft untergehen. Am Simsonweg liegt das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas.




Der Simsonweg ist kleiner Pfad der vom Platz der Republik durch den Tiergarten zur Ebertstraße führt, also gewissermaßen vor das Brandenburger Tor. Auf dem Weg gibt es nichts Besonderes zu entdecken, es sei denn man findet Bäume oder auf Bänken sitzende Menschen herausragend. Das Denkmal ist umgeben von einer gläsernen Wand und ist schnell ausgemacht. Auf der Außenseite dieser gläsernen Zaunvariante sind Informationen in englischer Sprache zum Porajmos zu finden. Der Begriff bezeichnet in der Sprache der Roma den Völkermord an den europäischen Roma. Auf der Innenseite der gläsernen Wand gibt es die Chronik dann in deutscher Sprache. Zentrum des Denkmals ist der Brunnen mit einem dreieckigen Stein in der Mitte. In diesem kleinen runden Wasserbecken steckt viel Symbolik: Die dreieckige Form erinnert an die Stoff-Dreiecke, die KZ-Insassen tragen mussten. Auf dem Stein liegt eine Blume, die für Leben und Trauer zugleich stehen soll. Wenn die Blume verwelkt, wird der Stein in einen nicht sichtbaren Raum versenkt und gegen eine frische ausgetauscht. Das soll immer um die Mittagszeit passieren. Ich habe es nicht gesehen, stelle es mir aber schon beeindruckend vor. Am Rand des Brunnens ist etwas, was ich simpel als Rille bezeichnen würde. In dieser „Rille“ ist um den Brunnen herum das Gedicht „Auschwitz“ von Santiano Spinelli eingraviert. 



Neben dem Brunnen haben mich die im Boden eingelassenen Steine beeindruckt. Auf einigen von ihnen sind Namen eingraviert. Wer genau hinguckt, wird die Namen der Orte lesen, in denen KZs waren. Und während ich die Informationstafel lese, wird es mir schon unheimlich, wie wenig ich darüber weiß. Eine halbe Million Roma sollen Schätzungen nach getötet worden sein. Dabei ist Roma und Sinti nur ein Oberbegriff für viele verschiedene Gruppen, die auch heute noch teilweise Verfolgungen und Diskriminierungen ausgesetzt sind. Und während ich so lese, ist leise eine Geige zu hören. Lautsprecher in den umliegenden Büschen und Bäumen spielen mal leiser und lauter eine Komposition von Romeo Franz…



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