Die überall zu entdeckenden Stolpersteine und das
Holocaust-Denkmal kennt jeder Berliner. Rund um den Tiergarten gibt es aber
auch verschiedene Erinnerungsorte im Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus,
die im klassischen Schulunterricht oft untergehen. Am Simsonweg liegt das
Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas.
Der Simsonweg ist kleiner Pfad der vom Platz der Republik
durch den Tiergarten zur Ebertstraße führt, also gewissermaßen vor das
Brandenburger Tor. Auf dem Weg gibt es nichts Besonderes zu entdecken, es sei
denn man findet Bäume oder auf Bänken sitzende Menschen herausragend. Das
Denkmal ist umgeben von einer gläsernen Wand und ist schnell ausgemacht. Auf
der Außenseite dieser gläsernen Zaunvariante sind Informationen in englischer
Sprache zum Porajmos zu finden. Der Begriff bezeichnet in der Sprache der Roma
den Völkermord an den europäischen Roma. Auf der Innenseite der gläsernen Wand gibt
es die Chronik dann in deutscher Sprache. Zentrum des Denkmals ist der Brunnen
mit einem dreieckigen Stein in der Mitte. In diesem kleinen runden Wasserbecken
steckt viel Symbolik: Die dreieckige Form erinnert an die Stoff-Dreiecke, die
KZ-Insassen tragen mussten. Auf dem Stein liegt eine Blume, die für Leben und
Trauer zugleich stehen soll. Wenn die Blume verwelkt, wird der Stein in einen
nicht sichtbaren Raum versenkt und gegen eine frische ausgetauscht. Das soll
immer um die Mittagszeit passieren. Ich habe es nicht gesehen, stelle es mir
aber schon beeindruckend vor. Am Rand des Brunnens ist etwas, was ich simpel
als Rille bezeichnen würde. In dieser „Rille“ ist um den Brunnen herum das
Gedicht „Auschwitz“ von Santiano Spinelli eingraviert.
Neben dem Brunnen haben
mich die im Boden eingelassenen Steine beeindruckt. Auf einigen von ihnen sind
Namen eingraviert. Wer genau hinguckt, wird die Namen der Orte lesen, in denen
KZs waren. Und während ich die Informationstafel lese, wird es mir schon
unheimlich, wie wenig ich darüber weiß. Eine halbe Million Roma sollen
Schätzungen nach getötet worden sein. Dabei ist Roma und Sinti nur ein
Oberbegriff für viele verschiedene Gruppen, die auch heute noch teilweise
Verfolgungen und Diskriminierungen ausgesetzt sind. Und während ich so lese,
ist leise eine Geige zu hören. Lautsprecher in den umliegenden Büschen und
Bäumen spielen mal leiser und lauter eine Komposition von Romeo Franz…
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