Freitag, 18. Dezember 2015

Dezentrales Gedenken - Stolpersteine

Zugegeben Berlin und auch ganz Deutschland sind geradezu überladen vom Gedenken an das Grauen des Nationalsozialismus. Aber die Stolpersteine sind für mich eine besonders gelungene Art, daran zu mahnen. Denn sie lassen sich überall entdecken, geben den Opfern ihre Namen zurück und erinnern daran, dass direkt vor der eigenen Haustür jemand gelebt hat, der aufgrund seiner Religion, politischen oder persönlichen Einstellung sterben musste.
An die 6000 Stolpersteine gibt es in Berlin. Die kleinen Steine sind in den Gehweg eingelassen und manchmal geht man achtlos über sie hinweg, weil die goldene Farbe schon verblichen oder man selbst in Eile ist. Seit den 90er Jahren werden sie vom Künstler Gunter Demnig und seinem Team verlegt. Die Oberfläche der würfelförmigen Betonsteine besteht aus einer Messingplatte, in der die Informationen der Opfer in Handarbeit eingraviert sind. Wer darauf achtet, findet sie nahezu in jeder Wohngegend und in vielen Straßen Berlins und kommt ins Grübeln, wie das Verschwinden dieser vielen Menschen nicht bemerkt oder gekonnt ignoriert werden konnte. In den meisten Fällen befinden sie sich vor dem letzten frei gewählten Wohnort. Sie finden ihren Weg dahin durch Initiativen oder Nachkommen, die das Herstellen und Einsetzen des Steins bezahlen. Wer die Namen lesen will, braucht sehr gute Augen oder muss sich bücken. Für den Künstler ist das eine Verbeugung und ein kurzes Stolpern im Herzen, für andere sind die Stolpersteine geschmacklos. In München gibt es nur Stolpersteine auf privaten Grundstücken, da die Stadt sie ablehnt. Die jüdische Gemeinde Münchens möchte nicht, dass die Namen der jüdischen Opfer mit den Füßen getreten werden. Andere Vereine, die sich zum Beispiel für das Gedenken an die homosexuellen Opfer einsetzen, sehen es so wie der Künstler. Neben München gibt es noch andere deutsche Städte, in denen keine Stolpersteine verlegt werden. Insgesamt gibt es aber europaweit mittlerweile etwa 50.000 Steine in 18 Ländern. Ich persönlich mag dieses leise, unaufdringliche Gedenken an den Einzelnen, das sich abhebt von den Museen und Gedenkstätten, die auf die unvorstellbaren Opferzahlen setzen.




Freitag, 4. Dezember 2015

Altes neu belebt - Die Berliner Markthallen

Im Ausgang des 19. Jahrhunderts beschloss die Berliner Verwaltung 14 Markthallen anzulegen, um die wachsende Bevölkerung besser und hygienischer zu versorgen.  Einige davon sind auch heute noch erhalten und bieten einen Ausgleich zu dem Standard-Supermarktangebot oder den riesigen Shoppingcentern.  Die Arminiusmarkthalle und die Marheinekehalle sind zwei davon.
Die Arminiusmarkthalle ist auch als Moabiter Markthalle bekannt und eher etwas für Anwohner oder Suchende, die in einem besonderen Ambiente essen wollen. Sie wurde 1891 erbaut und während des Zweiten Weltkriegs schwer beschädigt. In den 90er Jahren wurden die Fassade und der Innenbereich restauriert und unter Denkmalschutz gestellt. Wer sich also für Architektur interessiert, kann sich hier vielleicht begeistern. Von außen riesig, ist sie dann innen doch recht übersichtlich, was vielleicht auch daran liegt, dass ein Norma-Supermarkt ziemlich viel Platz wegnimmt. 
Ansonsten ist das Angebot bunt gefächert, es gibt alles was das Frische-Herz begehrt: Obst und Gemüse, Fisch, Fleisch, Käse und Backwaren. Etwas versteckt liegen auch Stände, an denen selbst hergestellte Mode oder Kunsthandwerk angeboten wird. Für Fans von Fascinators sehr empfehlenswert. Neben den verschiedenen Ständen gibt es auch viele kleine feine Gastronomieangebote. Wer Hunger hat, kann hier schön essen und Leute beobachten.
Zugegebenermaßen hat es mir die Marheinekemarkthalle aber mehr angetan. Im Vergleich zur Arminiushalle ist sie viel heller. Zu finden ist sie in Kreuzberg am Marheinekeplatz. Ursprünglich auch 1891 erbaut, ist kaum noch etwas von der historischen Halle erhalten. Zweigeschossig und lichtdurchflutet wirkt sie auf mich wesentlich größer als die Arminiushalle. Die Aufteilung hat mir gefallen: Durch einen großen Mittelgang kommt man an allen Ständen vorbei. Hier gibt es wieder alles, was man für einen gelungenen Wocheneinkauf braucht und viel mehr. Besonders lecker anzuschauen sind die arabischen und griechischen Spezialitäten. Wer dann Lust hat, gleich vor Ort zu essen, kann sich hinter den Ständen am Fenster niederlassen und essen. Von deutscher Küche bis französische Snacks ist alles da. Im zweiten Geschoss gibt es einen veganen Supermarkt und einige kulturelle Angebote. Wer am Wochenende vorbeikommt, kann auf dem Marheinekeplatz auf dem Flohmarkt gleich weitershoppen. 

Mittwoch, 2. Dezember 2015

Kleiner Ausflug in die Geschichte des Nordbahnhofs

An einigen Bahnhöfen Berlins ist es gar nicht so schlimm, wenn man mal die Bahn verpasst. Letztens war ich am Nordbahnhof und konnte meiner Bahn noch hinterherwinken …  Also mehr Zeit, sich den Bahnhof mal genauer anzusehen.
Für viele Berlinbesucher und Zugezogene immer noch verwirrend, liegen viele S-Bahnhöfe unterirdisch und einige U-Bahnhöfe oberirdisch. Beim Nordbahnhof fahren verschiedene S-Bahn-Linien und alle unterirdisch. Die Architektur ist jetzt nicht unbedingt beeindruckend, gipsfarbene Kacheln, wie ein Bahnhof halt aussieht. Allerdings kann man das Ganze architekturtechnisch in die Moderne einordnen und die Kacheln als elfenbeinfarben bezeichnen und schon klingt es besser. Beeindruckend ist aber tatsächlich, dass der Eingangsbereich des Bahnhofs von außen fast immer noch so aussieht wie auf Fotos aus den 30er Jahren. Direkt am Bahnsteig gibt es neben Werbung an den Wänden alte Fotos des Bahnhofs zu sehen. In seinen frühesten Zeiten war der Nordbahnhof wesentlich größer und diente als Fernbahnhof. Seit 1842 fuhren hier Züge nach Stettin. Daher auch der Name Stettiner Bahnhof, denn so hieß er bis 1950. Rund um den heutigen S-Bahnhof-Eingang sind in den Boden Gleise eingelassen, die zeigen, welche Ziele früher angesteuert wurden. 

1950 folgte dann die Umbenennung und zwei Jahre später wurde der Fernbahnhof stillgelegt. Der in den 30er Jahren erbaute unterirdische Bahnhof blieb bestehen, wurde aber ab dem Bau der Mauer zum Geisterbahnhof. Hier stoppten keine Passagierzüge mehr, sondern rollten nur langsam durch. Wer den Ausgang Gartenstraße nimmt, entdeckt die kleine Ausstellung zu den Geisterbahnhöfen Berlins. Fotos und Informationstafeln erklären, was Geisterbahnhöfe waren und was die deutsche Teilung für den Nahverkehr Berlins bedeutete. Und schon sind die zehn Minuten bis zur nächsten Bahn vorbei … Direkt in der Nähe des heutigen Bahnhofs liegt auf dem alten Gelände des Fernbahnhofs, auf dem zu DDR-Zeiten Grenzanlagen waren, der Park am Nordbahnhof. Den könnte man sich ja bei gutem Wetter mal genauer ansehen …

Freitag, 6. November 2015

Die letzten Spuren des Mittelalters - Die Klosterruine

Die Franziskaner waren’s! Mit dem Bau ihres Klosters im 13. Jahrhundert führten sie Backstein als Baumaterial in Berlin ein. Diese roten Steine, die für viele alte Gebäude in Berlin so typisch sind. Das sogenannte Graue Kloster, das Namensgeber für die Klosterstraße war, ist heute nur noch teilweise erkennbar.

Im Zweiten Weltkrieg wurde es zerstört. Als Kloster genutzt wurde es aber schon lange nicht mehr. Denn im Zuge der Reformation wurde auch das Kloster säkularisiert und ab dem 16. Jahrhundert wurde die Klosterkirche als Gymnasium genutzt. Wer die letzten Spuren des Mittelalters in Berlin sehen will, kann einen Abstecher zur Klosterruine in der Littenstraße ganz in der Nähe des Alexanderplatzes machen. Grundzüge der Klosterkirche sind mit den erhaltenen Wänden noch zu erkennen. Ab den 50er Jahren wurde die Ruine gesichert und hergerichtet, um als Mahnmal gegen den Krieg zu dienen. Seit den 90er Jahren finden in dem großen Gebäude ohne Dach Kulturprojekte statt. Im Sommer gibt es Theateraufführungen. Wer sich für so etwas begeistern kann, sollte sich mal eine Aufführung in diesem doch besonderen Ambiente anschauen.


Momentan findet eine Skulpturenausstellung unter dem Motto „Schüler – Lehrer – Schüler“ statt. Zu sehen sind Skulpturen von Bildhauern der Nachkriegszeit. Mir haben besonders die Skulpturen des Bildhauers Fritz Cremer gefallen: Sie sind leicht verständlich, wie die „Trauernde“. Die Werke, die zu sehen sind, bieten Besuchern eine Inspiration. Denn viele der Bildhauer sind mit ihren Werken im Berliner Stadtbild wiederzufinden. Der Eintritt ist frei und wer Lust hat, bekommt mehr Informationen oder Bilder an einem kleinen Kiosk im Innenraum. Der Raum, wenn man ihn so nennen kann, ist an allen Tagen außer montags von 12 bis 18 Uhr zugänglich.

Montag, 26. Oktober 2015

Die Schleusenbrücke am Schlossplatz

Es heißt ja, dass Berlin mehr Brücken hat als Venedig. Kommt darauf an, wie man Brücken definiert. Auf jeden Fall gibt es mehr als 500 Brücken, die Flüsse, Flüsschen und Wasserläufe überqueren. Die Schleusenbrücke führt über die Spree vom Schlossplatz zum Werderschen Markt.

Schon seit dem 15. Jahrhundert stand hier eine Brücke, erst aus Holz und dann aus Metall. Ihr Name war früher Programm – hier gab es eine Schleuse. Das heutige Aussehen bekam die Brücke erst im 20. Jahrhundert. Wellenmotive und Windrosen sind im Geländer zu erkennen. Es gibt wesentlich schnörkellosere Brücken über die man in Berlin laufen kann. Sehenswert sind die Medaillons an den Geländern, die Momentaufnahmen Berlins aus dem 17. Jahrhundert zeigen. 

Als die Medaillons zum ersten Mal angebracht wurden, waren sie noch aus Bronze. Nach Kriegsschäden wurde die Brücke saniert und die Bronzemedaillen durch Aluminiumgüsse ersetzt. Den Unterschied sehen bestimmt nur echte Kenner … Zwei dieser Medaillons sind von dem Bildhauer Schumacher, der 1942 als Widerstandskämpfer hingerichtet wurde. Von seinen Werken sind nur wenige erhalten geblieben. Die ganze Brücke steht unter Denkmalschutz und bietet einen etwas anderen Ausblick auf die Schlossbaustelle.

Mittwoch, 7. Oktober 2015

Wo Breite Straße und Berliner Straße aufeinandertreffen

Es muss nicht immer eine Fontäne sein. Für einen schnieken Brunnen reicht eigentlich schon Wasser – und wenn es nur Tropfen sind, wie beim Tröpfelbrunnen „Kletternde Kinder“ an der Ecke Berliner und Breite Straße.



Nur ein Steinwurf vom Bahnhof Pankow entfernt steht die Pankower Kirche. Sie ist eine mittelalterliche Dorfkirche und existiert seit mehr als 800 Jahren. Kann man sich ja mal angucken. Dass die an einem Samstag geschlossen ist, habe ich nicht erwartet. Also umgedreht und da steht er: ein kleines unscheinbares Gestell, das sich als Brunnen entpuppt. Ganz nett anzuschauen. Auf einer Höhe von drei Metern klettern fünf Kinderskulpturen das Gestell hinauf und wirken wirklich wie eine Momentaufnahme. Oben an dem Gestell befindet sich ein Ring, von wo aus Wassertropfen in ein kleines Becken tropfen. In den 70er Jahren entwarf der Bildhauer Gerhard Thieme den Brunnen. Eigentlich war es eine Auftragsarbeit für die Universität Würzburg, aber Pankow fand den Brunnen so gelungen, dass er in Berlin geblieben ist. Er hat so manchen Wandel überlebt und wer will kann ja gleich mal rausfinden, was die Malerei an der Hauswand bedeutet und von wem die ist. Ich habe leider keine Informationen dazu gefunden, würde aber gern mehr wissen. 

Montag, 5. Oktober 2015

Viel Geschichte, wenig Pomp – Das Schloss Schönhausen

Nicht jedes Schloss ist so pompös wie Neuschwanstein oder Sanssouci. Aber eine bestimmte Vorstellung von einem Bauwerk, das den Namen Schloss trägt, habe ich trotzdem. Mit diesem Kopfkino laufe ich beim Schloss Schönhausen aber ordentlich gegen die Wand.

Denn das Schloss Schönhausen ist nicht pompöser als eine Villa. Zugegeben, eine große Villa, aber mehr als ein gut hergerichtetes Herrenhaus ist es meiner Ansicht nach nicht. Tatsächlich sagt die Bezeichnung Schloss auch nichts über die Größe oder den Dekor eines Gebäudes aus, vielmehr über seine ehemaligen adligen Bewohner. Das Schloss Schönhausen diente der Gattin von Friedrich dem Großen als Sommerresidenz und et voilà: Schloss … 


Wer also Pomp und Gloria sehen will, sollte sich vielleicht ein anderes Ziel suchen. Geschichtsinteressierte oder Spaziergänger werden aber an der Anlage Gefallen finden. Vom Bahnhof Pankow läuft man etwa eine halbe Stunde oder fährt mit den Öffentlichen bis zur Tschaikowskystraße. Der Eintritt in das Schloss kostet sechs Euro – dafür gibt es einen geschichtlichen Überblick und original ausgestattete Räume. Neben der prominenten Ehefrau Elisabeth Christine lebten, arbeiteten und gastierten vor allem zur Zeit der DDR historische Persönlichkeiten im Schloss: Wilhelm Pieck, Ho Chi Minh und Michail Gorbatschow. Nach der Wende war das Schloss dann Ort der Zwei-plus-Vier Gespräche. Wer sich die sechs Euro sparen will, flaniert durch den Schlossgarten. Der ist ruhig, nicht wirklich überlaufen und weitläufig. Der Mosaikbrunnen sieht in Betrieb vielleicht besser aus. Während meines Besuchs wirkte er wie eine verrostete übergroße Mülltonne.

Freitag, 2. Oktober 2015

Historisches Eingangstor und die Panke – Der Bürgerpark

Der Bürgerpark steht auf der Liste der Berliner Sehenswürdigkeiten nicht besonders weit oben. Bei mehr als 2500 Grünflächen muss ein Park in Berlin schon was ganz Besonderes bieten, um aufzufallen. Einen Abstecher ist der Bürgerpark dennoch wert.

Meine letzte Entdeckungstour führte mich durch Pankow. Letzter Punkt auf meiner Tour war der Bürgerpark, der etwa zehn Minuten Laufweg vom Bahnhof Pankow liegt. Zugegeben richtig aus den Socken gehauen hat er mich nicht. Er ist relativ übersichtlich und sehr gepflegt mit Blumenrabatten und Liegewiesen. Am schönsten fand ich die Pfade an der Panke entlang – ruhig, still und mit alten Bäumen. Der Bezirk betont in der Selbstdarstellung dann auch das Alter und die Vielfalt der vorhandenen Bäume. Einige haben an die 150 Jahre auf den Buckel. Dabei existiert der Park für die Öffentlichkeit erst seit 1907. Drei Bäume, eine Sumpfzypresse, eine Rotbuche und eine Roteiche sind dann auch als Naturdenkmäler ausgezeichnet. Entdeckt habe ich sie nicht.
Das historische Eingangstor gilt als ein Wahrzeichen Pankows und ist im Stil der Neorenaissance gestaltet. Durch das Tor gelangt man zu einem großen Springbrunnen. Alles ist sehr gepflegt und lädt auch mit sauberen Bänken zum Verweilen ein. Wären da nicht die Flugzeuge, die beeindruckend tief fliegen. Als Pankower kann man das wahrscheinlich ignorieren, als Besucher ist das stetige Brummen doch etwas nervig. Der Rosengarten soll besonders im Sommer sehenswert sein, jetzt im Herbst sah er doch etwas müde aus. Für Kinder und Tierbegeisterte sind die Tiergehege spannend. Alles in allem ein schöner Park, aber doch mehr für Anwohner. Eine Anfahrt lohnt sich nur für Pflanzenbegeisterte.

Mittwoch, 30. September 2015

Für kalte Tage – Die Biosphäre in Potsdam

Nicht mehr als eine Stunde braucht man von Berlin nach Potsdam. Egal ob mit Auto oder Bahn. Und trotzdem wirkt es so weit weg. Schließlich liegt Potsdam in einem anderen Bundesland, mehr noch die Stadt ist sogar Landeshauptstadt. Tatsächlich hat Potsdam mehr zu bieten als Sanssouci und die Havel. Eines der Dinge, die man entdecken kann, ist das Tropenhaus bzw. die Biosphäre.

Die Biosphäre ist ein Tropenhaus mit mehr als 20.000 Pflanzen. Auch kleinere Tiere wie Frösche, Fische, Schlangen oder Schmetterlinge der Tropen sind ausgestellt. Der Eintritt ist nicht gerade günstig mit 11,50 Euro je Erwachsener. Aber es lohnt sich für alle, die einen kleinen Sommerabstecher im Winter machen wollen oder sich für tropische Pflanzen und die tropische Lebenswelt interessieren. Meine persönlichen Highlights waren das Schmetterlingshaus und kleine pädagogische Rätsel. Das Schmetterlingshaus ist klein, aber an den bunten Schmetterlingen kann man sich fast nicht satt gucken. Ein enthusiastischer Mitarbeiter beantwortet geduldig Fragen und gibt mehr Informationen, als die Informationstafeln bieten. 

Generell sind im Tropenhaus die Infotafeln dünn gesät. Immer mal wieder entdeckt man einzelne Schilder, die die Pflanzen benennen, aber das war es dann schon. Nur bei den Pflanzen der Sonderausstellung gibt es ausführlichere Informationen. Bis Mitte Oktober gibt es verschiedene fleischfressende Pflanzen zu sehen. Sehr gut sind die pädagogischen Angebote, die sich wahrscheinlich eher an Kinder richten. So was schreckt mich generell nicht ab. Tafeln umdrehen, um zu sehen, ob man eine Pflanze richtig benannt hat oder kleine drehbare Türme so anordnen, dass Pflanze, Frucht und vom Menschen verwertete Teile übereinstimmen – das macht Spaß. 

Auch die Aquasphäre bietet viel für Hyperaktive. Sie ist einem U-Boot nachempfunden und gibt Überblick über die Welt des Meeres. Zu entdecken gibt es unter anderem Walstimmen und Tiefseefische, naja zumindest deren Bilder. Wer lieber nur guckt, braucht in etwa eine Stunde um sich alles anzusehen und zu entdecken. Wer allerdings bei allem raufdrückt, alles ausprobiert und auch das stündliche Gewitter nicht verpassen will, kann hier schon einen halben Tag verbringen. Als Ausflug also durchaus empfehlenswert. War man einmal drin, reicht es auch. Aber die Biosphäre wartet auch immer wieder mit neuen Sonderausstellungen auf. Die Nächste ist den Waldmenschen, also den Orang-Utans gewidmet.


Wir waren in Kombination mit einem Brunch in der Biosphäre. Anfangs wirkte es etwas unorganisiert, wenn man in das Restaurant will und erst mal seine Karten umtauschen muss. Aber der Begrüßungsdrink und das edel aufgebaute Buffet gleichen das wieder aus. Die Auswahl des Buffets ist nicht sehr groß. Aber es gibt alles, was man zum Frühstück und Mittag möchte. Veganer müssen sich an Brot und Antipasti halten. Die Qualität der angebotenen Speisen ist sehr gut, zudem gibt es auch einige exotischere Speisen passend zum Ambiente und satt wird man allemal. Diese Kombination aus langem Frühstück und anschließendem ausgiebigen Spaziergang war ideal. Für den Brunch bezahlt man aufgerundet 30 Euro, aber darin enthalten sind der Eintritt, das Essen und eine kleine Auswahl von Getränken. 

Mittwoch, 23. September 2015

Bunte Piepmätze am Neuen Kranzler Eck

Die Gegend um den Ku’Damm und Zoo gehört nicht unbedingt zu meinen Lieblingszonen in Berlin. Dabei gibt es dort einige versteckte Juwelen zu entdecken, wie die Vogelvoliere an der Joachimsthaler Straße.



Eigentlich ist der Ku‘Damm oder offiziell Kurfürstendamm eher was für Anwohner, Touristen oder Leute mit besonderen Shoppingbedürfnissen. Also nicht wirklich mein Einzugsgebiet. Eher aus Zufall fand ich mich dann im Karstadt Sport an der Joachimsthaler wieder. Ein Laden voll mit Sportartikel – kein Wunder also, dass ich mich mehr für die Beschilderung der Ausgänge interessierte. Über einem stand Vogelvoliere. Dieser Ausgang führt zu einem Innenhof zwischen neuen Hochglanzbauten, bekannt als Neues Kranzler Eck. 


Im Zentrum steht eine Pyramide aus Gitter, die sich als Voliere entpuppt. Vielmehr ist es auch keine Pyramide, sondern eigentlich ist es ein in der Mitte durchgeschnittener Kegel und zwei Volieren, die jeweils 12 und 22 Meter hoch sind. Rund um die beiden Volieren stehen Bänke, so dass man sich in Ruhe bei gutem Wetter die Infotafeln durchlesen und die ausgezeichneten Vögel suchen kann. Über 100 Vögel leben in den beiden Volieren. Hauptsächlich bunte Exoten wie Goldfasane, Mandarinenten oder Sittiche in allen Farbvarianten. Dazwischen ein paar anpassungsfähige Spatzen, die wie auch immer in die Voliere gelangt sind.


Den Vögeln stehen Schutzhäuser zur Verfügung und so kann man sie bei Wind und Wetter sehen, wenn sie sich denn ins Freie wagen. Wer also mal in der Nähe ist, sollte mal vorbeischauen. Für eine kurze Auszeit in der Mittagspause lohnt sich der Abstecher, denn im Innenhof sind Cafes und Burger de Ville hat mit seinem Foodtruck einen festen Standort. 


Montag, 21. September 2015

Pong, Mario & Co – Das Computerspielemuseum

Wer mit Atari, NES und Amiga was anfangen kann, wer als Kind nicht nur im Wald war, sondern auch vorm PC gehockt hat, kann im Computerspielemuseum seine Kindheit wiederaufleben lassen und gehörig was dazulernen.


Die Ausstellung gibt einen informativen Überblick über die gesamte Geschichte des Computerspiels und soll weltweit einzigartig sein. Aber was wirklich hängen geblieben ist, sind die Spiele, die wir ausprobieren konnten. Aber erstmal von Anfang an: Das Museum ist leicht per U-Bahn zu erreichen und liegt zentral an der Karl-Marx-Allee. Direkt nebenan ist gleich ein charmant-lässiger Biergarten für gutes Wetter und ein Blockhouse für den größeren Hunger. Der Eintritt ist mit acht Euro nicht unglaublich günstig, aber fair.


Die Ausstellung selbst befindet sich in einem einzigen großen Raum. Ehrlich gesagt, hat sich mir der rote Faden nicht ganz erschlossen. Chronologisch? Thematisch? Bestimmt irgend sowas in diese Richtung, ich habe mich aber auch leicht von den Spielstationen oder bunten Bilder ablenken lassen. Generell ist alles gut beschriftet und schreckt auch Wenig-Leser nicht ab. Schön übersichtlich für Kenner und Nicht-Kenner sind die Wall of Hardware und die Games Meilensteine. An der Wall sieht man die Entwicklung der Spielekonsolen von ihren Anfängen bis heute. Bei den Games Meilensteinen werden 52 je nach Sichtweise wichtige Spiele mit Spielmitschnitten vorgestellt. 


Absolutes Ausstellungshighlight waren für mich die Retro-Zimmernachbauten mit einer passenden Uralt-Konsole. Auch die kleine Spielhalle mit Automaten sah sehr interessant aus – zumindest von außen, denn es waren einfach zu viele Menschen in diesem kleinen abgetrennten Raum, als das wir uns da auch reinquetschen wollten. Am besten ist es wohl, das Museum morgens oder abends in der Woche zu besuchen, so dass man alles ausprobieren kann. Geschmackssache ist die PainStation: Sie ist nur für Leute ab 18 Jahren. Zwei Leute spielen Pong gegeneinander und wer den Ball durchlässt, bekommt einen Schlag oder Peitschenhieb…


Momentan läuft eine Sonderausstellung zum Thema Sommerspiele. Zu spielen gibt’s quietschbunte neue und alte Spiele rund um das Thema Sommer. Angeln, Volleyball und ähnliches. Spannend ist, dass es zu jedem Spiel eine kleine Erklärung gibt, was es denn Besonderes zu bieten hat – sei es auch nur, dass es eines der ersten Spiele war, bei dem sich der Spieler, die Hintergrundmusik selbst wählen konnte. In dem Raum steht auch eine Pong-Spielstation für fünf Leute, die, wenn man als kleine Gruppe unterwegs ist, ordentlich  für altmodischen Spielspaß sorgt. Ein Muss für Spiele-Fans ist der kleine Museumsshop mit nerdigen und ausgefallenen Souvenirs. 

Freitag, 18. September 2015

Wasserfall und ein Berg mit Kreuz – Der Viktoriapark

Wo alles flach ist, wird aus einem Hügel schnell ein Berg. Der Kreuzberg im Viktoriapark ist zwar nur 66 Meter hoch, aber trotzdem die höchste natürliche Erhebung in der Berliner Innenstadt.



Wer mal Gebirgslandschaft in Berlin haben möchte, sollte sich den Viktoriapark anschauen. Zugegeben mit einem echten Gebirge kann der Park natürlich nicht mithalten, aber die kleinen steilen verwinkelten Pfade zum Denkmal hoch, wirken doch mal ganz anders als das schnöde Plattland drum herum. Der ganze Park ist auf den Hügel zugeschnitten mit sanft ansteigenden Wegen und abfallenden Liegenwiesen. So richtig eben ist es nur oben am Denkmal. Das gedenkt an die sogenannten Befreiungskriege, in denen sich unter anderen Nationen auch Preußen gegen die Herrschaft Napoleons wehrte. Der Entwurf dieses Denkmals, das an einen Kirchturm erinnert, kommt von Schinkel, der Berlin fast überall seinen Stempel aufgedrückt hat. Das Kreuz an der Spitze des Denkmal gab dann nicht nur den Berg den Namen sondern gleich den ganzen umliegenden Bezirk.


Wer erst einmal ober angekommen ist, wird mit einer großartigen Aussicht belohnt. Zu Silvester braucht man hier bestimmt kein eigenes Feuerwerk. Ein beständiges Rauschen, das nicht vom Verkehr kommt, führt zum zweiten Highlight des Parks: Den Wasserfall. Grandioses Fotomotiv, kostenlos und in Berlin in der Größe einzigartig ist er absolut sehenswert. Nach nicht nachgeprüften Berichten ist er abends sogar illuminiert. Im Winter ist er ausgeschaltet. Aber der Park gilt bei Schnee als Anlaufstelle für Hobby-Rodler. Viele Liegewiesen und einige etwas ältere Bänke laden zum Picknick ein. Der Park ist insgesamt relativ klein, also perfekt für einen kleinen Spaziergang mit anschließendem Wegbier.

Montag, 14. September 2015

Kunst aus Müll – Das MocTA

Wer schon immer mal eine Ausrede für seinen Schokoladenkonsum brauchte, darf das MocTA nicht verpassen. Und wer keine Ahnung hat, was er mit Schrott anfangen soll, findet dort ebenfalls Inspiration. Wer ein auffälliges Stück Kunst kaufen will, wird ebenfalls fündig.


Das Museum of Contemporary Trash Art bezeichnet sich selbst als erstes und einziges TrashArt-Museum der Welt. Ob das wahr ist, kann und will ich gar nicht nachprüfen. Aber ein Besuch ist es allemal wert. Momentan sind die Kunstwerke im Haus Schwarzenberg in der Rosenthaler Straße zu sehen. Von Bildern bis hin zu Skulpturen ist alles aus wiederverwerteten Materialien. Die Heiligenbilder aus glänzendem Schokoladenpapier haben mir besonders gefallen. Die helfende Hand erschloss sich mir nicht ganz. Was sollte mir die abgetrennte Hand einer Modellpuppe hinter einer Gipswand sagen? Die Figuren aus Nägeln und anderen angerosteten Metallteilen würden bestimmt super in meinen Garten passen, wenn ich einen hätte. Die Ausstellungsräume sind etwa so groß wie eine Wohnung. Je nachdem wie stark man sich mit der Kunst auseinandersetzen will, braucht man zehn Minuten oder eine Stunde, um alles zu sehen. Eintritt ist freiwillig und Ermessenssache. Fotografieren ist leider nicht erwünscht. Wer schon einmal da ist, kann auch gleich das Anne Frank Zentrum besuchen oder die Blindenwerkstatt Otto Weidt. Im Platten- und Comicladen gibt es etwas andere Souvenirs und in dem Café im Innenhof kann man abschließend das spezielle Ambiente des Hauses auf sich wirken lassen.   


Montag, 17. August 2015

Streifzug durch den Tiergarten (4) – Denkmäler für die Opfer des Nationalsozialismus

Nicht mehr direkt im Tiergarten, aber nur durch eine Straße vom Park getrennt, ist der Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde. Eine blaue Glaswand und eine lange Informationstafel erinnern an die Opfer der Aktion T4.


Schon auf dem Weg durch den Tiergarten sehe ich neben der Philharmonie einen großen blauen Fleck. Das ist auch die erste Frage, die ich mir stelle, als ich vor dem Denkmal stehe: Warum ist die Glaswand blau? Keine Erklärung auf der langen Informationstafel. Aber dieses dunkle Pult hat viele andere Fakten zu bieten. Ganz allgemeine über die sogenannte Aktion T4 und individuelle Geschichten von 13 Personen, die exemplarisch für die Opfer stehen. Visualisiert werden die Geschichten durch Bilder und Audio- bzw. Videostationen. Das ganze Denkmal ist wirklich informativ. Für mich stecken da viele neue Informationen drin. Ich wusste nicht mal, dass der Name T4 von der Tiergartenstraße Nummer 4 kommt, wo das Gebäude stand, in dem nationalsozialistische Bürokraten beschlossen, Personen mit körperlicher, geistiger oder psychischer Behinderung zu vergasen.  



Aber das mit der blauen Wand, die etwa 30 Meter lang und drei Meter hoch ist, bekomme ich erst später raus. In der Kombination mit der dunklen Farbe des Pults steht das Blau für die Richtung zum Himmel. Doktor Google verrät mir auch, dass die Stadt Berlin es eigentlich bei den zwei gebogenen Stahlplatten an der Philharmonie mit einer eingelassenen Gedenktafel belassen wollte. Das war besonders für die Betroffenen enttäuschend, denn diese Stahlplatten wurden nicht speziell als Denkmal für die Euthanasie-Opfer entworfen und zudem war  auf den ersten flüchtigen Blick nicht mal zu erkennen, dass es mehr als nur ein Kunstwerk am Wegesrand war. Erst 2011 beschloss der Bundestag ein größeres Denkmal und mit der leuchtenden blauen Wand kann man das nun wirklich nicht mehr übersehen.

Sonntag, 9. August 2015

Streifzug durch den Tiergarten (3) – Das Global Stone Projekt

Obelix‘ Hinkelstein und Stonehenge in Berlin? In Sichtweite zum Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen befindet sich eine auffällige Steinanordnung, die sich als das Global Stone Projekt herausstellt.




Am Wegesrand auf einer grünen Wiese liegen im Tiergarten verschiedenste Steine. Der eine sieht aus wie ein Hinkelstein, dann gibt es einen Steinkreis, einen roten, einen weißen Felsen und eine weitere Ansammlung von kleineren Steinen. Als ich näher komme, sehe ich, dass alle in irgendeiner Form bearbeitet sind und Schriftzeichen aufweisen. Als erstes finde ich heraus, dass die Steine von fünf Kontinenten kommen. Es beginnt ein lustiges Herkunftsraten, bei dem ich mit Bravour daneben liege. Eine Tafel gibt Auskunft über den Sinn des Projekts und erklärt, dass besonders typische Steine aus dem jeweiligen Land genutzt wurden. Zugegeben ich war in keinem der Länder, aber der Stein aus Venezuela erinnert mich an Australien und der Kreis mit Steinen aus Bhutan an Groß Britannien… 


Bei dem ganzen handelt es sich um ein Kunstprojekt von Wolfgang Kraker von Schwarzenfeld. Die Steine kommen jeweils aus Russland, Venezuela, Australien, Südafrika und Bhutan. Dabei sollen sie die Verbundenheit der Kontinente verdeutlichen und die jeweiligen eingravierten Buchstaben Erwachen, Liebe, Frieden, Hoffnung und Vergebung stehen für die wichtigsten Schritte zum weltweiten Frieden. Der Künstler hat in den Herkunftsländern einen Gegenpart bearbeitet und platzieren lassen. Seine Erfahrungen in den Ländern und die Schwierigkeiten mit bürokratischen Hürden beschreibt er auf seiner Homepage. So gibt es in Australien und Venezuela aus verschiedenen Gründen kein Gegenstück mehr. 



Die Bearbeitung und die Ausrichtung der Steine sollen dazu führen, dass die reflektierten Sonnenstrahlen die Steine zur Sommersonnenwende verbinden. Klingt für mich kompliziert. Vielleicht sollte ich nächstes Jahr zur Sommersonnenwende am 21. Juni mal die kostenlose Führung des Künstlers direkt vor Ort besuchen…

Freitag, 7. August 2015

Streifzug durch den Tiergarten (2) – Denkmäler für die Opfer des Nationalsozialismus

Direkt gegenüber vom Holocaust-Mahnmal steht im Tiergarten das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen. Mit wenigen Schritten über die Ebertstraße ist die Betonstele erreicht.




Für mich ist das Denkmal eine kleine Enttäuschung. Im Vergleich zu der bedrückenden Anordnung der Stelen beim Holocaust-Mahnmal oder dem bis hin zum Boden durchdachten Konzept des Denkmals für die Sinti und Roma, steht hier wirklich nur ein großer schwarzer Betonklotz. Mit Absicht ist vom Architekten diese Form gewählt worden, um an die 2711 Stelen anzuknüpfen, die an die jüdischen Opfer erinnern. An sich steht aber eben nur ein Betonquader am Wegesrand. Von der Gedenktafel, die nach Angaben der betreuenden Organisation vorhanden ist, kann ich samt Begleiterin nichts entdecken. Wer also nicht weiß, dass es sich hier um ein Denkmal handelt, kann den angrenzenden Weg entlang gehen und sieht nur einen Stein. An der Stele befindet sich ein kleines Fenster. Durch dieses Fenster kann man ein Video sehen. Ich sehe erstmal nichts, da das Glas von innen beschlagen ist… Dann mit einer etwas schiefen Kopfhaltung sehe ich eine kurze Filmsequenz von zwei sich küssenden Männern. Irgendwie schade, dass es keine Informationen gibt. Wer wissen will, wie das genau war, mit der Homosexualität im Nationalsozialismus muss halt selber mal ein Buch zur Hand nehmen oder Google fragen.  Aber auf der Gedenktafel steht ja auch (zumindest das habe ich nachgeguckt), dass das Denkmal die Opfer ehren soll und ein Zeichen gegen Intoleranz und Ausgrenzung sei. Vielleicht ist bei diesem Anliegen Schlichtheit Trumpf und ich nur verwöhnt von pompösen mit dem Zaunpfahl arbeitenden Mahnmalen?

Mittwoch, 5. August 2015

Streifzug durch den Tiergarten (1) – Denkmäler für die Opfer des Nationalsozialismus

Die überall zu entdeckenden Stolpersteine und das Holocaust-Denkmal kennt jeder Berliner. Rund um den Tiergarten gibt es aber auch verschiedene Erinnerungsorte im Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus, die im klassischen Schulunterricht oft untergehen. Am Simsonweg liegt das Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas.




Der Simsonweg ist kleiner Pfad der vom Platz der Republik durch den Tiergarten zur Ebertstraße führt, also gewissermaßen vor das Brandenburger Tor. Auf dem Weg gibt es nichts Besonderes zu entdecken, es sei denn man findet Bäume oder auf Bänken sitzende Menschen herausragend. Das Denkmal ist umgeben von einer gläsernen Wand und ist schnell ausgemacht. Auf der Außenseite dieser gläsernen Zaunvariante sind Informationen in englischer Sprache zum Porajmos zu finden. Der Begriff bezeichnet in der Sprache der Roma den Völkermord an den europäischen Roma. Auf der Innenseite der gläsernen Wand gibt es die Chronik dann in deutscher Sprache. Zentrum des Denkmals ist der Brunnen mit einem dreieckigen Stein in der Mitte. In diesem kleinen runden Wasserbecken steckt viel Symbolik: Die dreieckige Form erinnert an die Stoff-Dreiecke, die KZ-Insassen tragen mussten. Auf dem Stein liegt eine Blume, die für Leben und Trauer zugleich stehen soll. Wenn die Blume verwelkt, wird der Stein in einen nicht sichtbaren Raum versenkt und gegen eine frische ausgetauscht. Das soll immer um die Mittagszeit passieren. Ich habe es nicht gesehen, stelle es mir aber schon beeindruckend vor. Am Rand des Brunnens ist etwas, was ich simpel als Rille bezeichnen würde. In dieser „Rille“ ist um den Brunnen herum das Gedicht „Auschwitz“ von Santiano Spinelli eingraviert. 



Neben dem Brunnen haben mich die im Boden eingelassenen Steine beeindruckt. Auf einigen von ihnen sind Namen eingraviert. Wer genau hinguckt, wird die Namen der Orte lesen, in denen KZs waren. Und während ich die Informationstafel lese, wird es mir schon unheimlich, wie wenig ich darüber weiß. Eine halbe Million Roma sollen Schätzungen nach getötet worden sein. Dabei ist Roma und Sinti nur ein Oberbegriff für viele verschiedene Gruppen, die auch heute noch teilweise Verfolgungen und Diskriminierungen ausgesetzt sind. Und während ich so lese, ist leise eine Geige zu hören. Lautsprecher in den umliegenden Büschen und Bäumen spielen mal leiser und lauter eine Komposition von Romeo Franz…